Page 7 - Der Prophet und das Geld
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verstummen. Die Lügner sollten der Wahrheit zugeführt werden und
zeigen, dass sie mit leeren Händen und leeren Herzen dastanden. Die
Verzweifelten sollten des Nachts vor der Ankunft von Silberstreifen
träumen und des Morgens erfrischt erwachen. Allen sollte zugetragen
werden, was die Welt von innen her verschlang und wie dem
unsichtbaren Ungeheuer Einhalt zu gebieten war. Endlich, endlich
konnte Aischa wieder an einen neuen Morgen denken. Eine neue Seite
im Buch des Lebens galt es zu füllen, die finstere Zeit wich einem zarten
Hauch von Spannung.
Und so kam es, dass ein Schiff in den Hafen fuhr, an Bord der Geliebte
und Erhabene, der viele Namen trägt. Von weit her kamen die
Menschen geeilt. Kein Tal, das nicht die Nachricht erhielt, dass der
Prophet wiedergekommen sei und sein Schiff den Hafen erreicht habe.
Kein Haus, das nicht vor Freudenrufen hallte, keine Werkstatt, in der
noch gearbeitet wurde. Alle eilten in den Hafen, um die lang ersehnte
Rückkehr des Propheten eigens mitzuerleben. Alle wollten zuerst mit
ihm sprechen, seine Hände fassen und ihn ans Herz drücken, die
Einladung aussprechen, das Nachtlager anbieten, Gastfreundschaft
bekunden. Alles klirrte und surrte in den Straßen, die Ordnung und Ruhe
war gewichen und es gab nur noch das Leben, das pulsierend zum
Hafen drängte. Die Erwartung der Menschen in Orphalese stand wie
eine Kathedrale, um den Propheten zu empfangen. „Gott geleite mich in
diese Kathedrale, damit ich Eingang finde und bleibe bei mir, damit ich
mich nicht in den Hallen der Hoffnung verliere. So viele Fragen, wie
kann ich da bestehen?“ So sprach der Prophet zu seinem Selbst. Und
Gott wich ihm nicht von der Seite und lies sein Herz ruhig werden. Der
Prophet setzte seinen Fuß an Land und begann, mit den Menschen zu
sprechen, weil er ihre Not und Drangsal sah. Und so sprach er: „Leute
von Orphalese, ich bin zu euch gekommen, wie viele andere zu anderen
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