Page 34 - Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung
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altruistischen Grundlagen auswirken soll, kann sich nicht der Gewalt zu
            ihrer Durchführung bedienen, denn die Gewalt ist keine Schule für die
            altruistische Gesinnung. Wenn es schon  vor  der gewaltsamen „Expro-
            priation der Expropriateure“ heißt, wir wären noch nicht reif für den
            Sozialismus,  so  erst   recht  nicht  nach  einer   solchen   Anwendung  der
            Gewalt. Der Kommunist, dessen Wesen durch Herzensgüte verklärt ist,
            der Gewaltanwendung ablehnt, wird wirtschaftlich nie etwas erreichen.
            Geht es aber auf gesetzlichem Wege, auf dem Wege des Stimmzettels?
            Also durch Beschluss der gesetzgebenden Körperschaften? Ich glaube
            kaum, dass es in Deutschland noch einen Sozialisten gibt, der auf den
            Stimmzettel   seine  Hoffnungen  setzt.  Es   müssten  schon  Wunder
            geschehen, damit den Kommunisten die Stimmenmehrheit im Reichstag
            gesichert werde.
            Für   die   Aufhebung  des  Privateigentums  an  den  Produktionsmitteln
            werden immer nur die Ärmsten unter den Armen zu haben sein. Gegen
            sie werden die Bauern, die Kaufleute, die Handwerker, die freien Berufe,
            also gerade die, die das Getriebe der Volkswirtschaft in Händen haben,
            ohne  die  nicht  das  Geringste  gemacht   werden  kann,  geschlossen
            stimmen.
            Weder mit Gewalt noch auf gesetzlichem Weg ist das marxistische Ziel zu
            erreichen. Die Natur des Menschen ist gegen dieses Ziel gerichtet, bäumt
            sich dagegen auf. Der Kommunismus ist nur für die Armen anheimelnd.
            Für die, die sich nur einer Spur von  Wohlstand  einmal in ihrem Leben
            erfreut haben, ist er unerträglich. Der wohlhabende Mensch strebt nach
            Befreiung, nicht nach neuen Gebundenheiten. Und wenn der Kommu-
            nismus den Wohlstand für alle bringen sollte,  so hätte er damit auch
            schon alle gegen sich. Sein Zweck vernichtet also seine Mittel.

            Mit der anderen der beiden hier besprochenen Wirtschaftsordnungen,
            mit der befreiten Wirtschaft, sieht es in Bezug auf die Verwirklichungs-
            möglichkeit  ganz  wesentlich   hoffnungsvoller   aus.  Hier  können  wir
            wirklich mit einer Einheitsfront aller am Produktionsprozess Beteiligten
            rechnen. Die befreite Wirtschaft tastet die Unabhängigkeit der Bauern in
            keiner Weise an. Sie sichert ihnen die unbeschränkte freie Benutzung des
            Bodens und schützt sie vor der hypothekarischen Verschuldung dadurch,
            dass   der  Boden  als  unveräußerliche   Gemeingut   erklärt  wird.   Ganz


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