Page 33 - Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung
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der Industrie zuführen. Die Planwirtschaft wird also das tun, was auch die
            Freiwirtschaft tut. Sie richtet sich nach der Lage des Marktes, nach der
            Erfahrung. Die freie Wirtschaft sammelt diese Erfahrung an der Hand der
            Preisbewegung, also an der Quelle. Sie braucht keine Statistik über den
            Verbrauch   und  die   Produktion   abzuwarten.  Der  Preis  ist  für  den
            Fabrikanten und den Bauer zugleich ein Produktions- und Bedarfsindex,
            nach dem er sich richtet. Jeder Mangel an Waren setzt sich um in eine
            Preiserhöhung. Diese reizt zur Produktionsvermehrung. Die Preiserhöhung
            wirkt   unmittelbar  wie  eine   Produktionsprämie.  Und  so   ist   es  auch
            gekommen, dass in all den Jahrzehnten vor dem Krieg die Privatwirt-
            schaft die Weltmärkte so mit Gütern versorgte, dass es kaum an Waren
            mangelte, wohl aber ein  Überschuss zu verzeichnen war: Überschüsse,
            die daher kamen, dass Mängel des Geldes den Absatz störten. Ich glaube
            nicht, dass irgend ein „Planmacher“ es hätte besser machen können.
            Wenn die Privatwirtschaft nun noch mittels des Freigeldes und der festen
            Währung von den Konjunkturschwankungen befreit wird, dann wird die
            großartige Einfachheit des Produktionsplanes der freien Wirtschaft sich
            erst recht bewähren.  Planlos war bezeichnenderweise in der heutigen
            Wirtschaft nur allein der Teil, der seiner Natur nach vom Staate geleitet
            werden muss: das Geld. Hier herrschte Anarchie. Richtet sich nun der
            Staat bei der Verwaltung des Geldwesens nach demselben Plan, der der
            Privatwirtschaft zugrunde liegt, nämlich nach den Preisen, dann fallen alle
            die Mängel, die man unserer Wirtschaftsordnung in dieser Beziehung
            vorwerfen kann, auch noch fort.
            Ein Wort ist noch zu sagen über die Aussichten, die sich den beiden hier
            besprochenen Wirtschaftssystemen für ihre Verwirklichung in politischer
            Beziehung  bieten. Denn die Vertreter beider Systeme ringen nach der
            Macht zu ihrer Verwirklichung. Und für die, die die Ausbeutung heute zu
            ertragen haben, ist es von größter Bedeutung, wie lang der Weg zum
            Ziele ist und ob auch namentlich damit gerechnet werden kann, ob das
            Ziel überhaupt in absehbarer Zeit sicher zu erreichen ist.
            Wie  steht   es  nun  in  dieser  Beziehung  mit  dem  kommunistischen
            Sozialismus, mit der allgemeinen Verstaatlichung der Produktionsmittel?
            Auf dem Wege der Gewalt geht es nicht, das haben die Erfahrungen in
            Russland und anderswo gezeigt. Eine Wirtschaftsordnung, die sich auf



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