Page 31 - Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung
P. 31
Handel tief in den Wettbewerb der Massen gezogen werden, und dann
wird der Lohn des Kaufmanns den allgemeinen Gesetzen des Wett-
bewerbs entsprechend auf den Lohn der Massen gesenkt werden. Dann
wird der Handelsprofit nicht mehr die schier lächerliche Höhe von 40 %,
sondern vielleicht 20, vielleicht auch nur 10 % betragen. Das entspräche
dann einer Mehreinnahme des gesamten Volkes von 20 bis 30 %!
Deutschland verteilte vor dem Krieg an Lohn, Grundrenten und Zinsen ein
Gesamteinkommen von etwa 40 Milliarden Goldmark. Wenn hiervon an
Handelsprofiten 40 % in Abzug kamen, so waren das 16 Milliarden
Goldmark. Also allein mit dem, was wir durch Stabilisierung der Währung
an Handelsprofiten sparen würden, könnte man die Reparation von 132
Milliarden Goldmark in 8 Jahren zahlen. Es verhält sich hier genauso, als
wenn wir die Produktivkraft des ganzen deutschen Volkes durch eine
Erfindung um 30 % gehoben hätten.
In der sozialistischen Kritik der heutigen Wirtschaftsordnung spielt dieser
Profit der Kaufleute, die gewaltige Zahl von Kaufleuten, der Luxus der
Ladeneinrichtungen, die Zahl der Geschäftsreisenden, die Reklame, die
Geschäftsstockungen, die häufigen Zahlungseinstellungen, die gewaltige
Anzahl und der Umfang der Bankbetriebe usw. eine sehr große Rolle.
Man sagt, dass mit der sozialistischen Betriebsweise alle diese toten
Kosten, womit das Privateigentum an den Produktionsmitteln die Volks-
wirtschaft belastet, so gut wie wegfallen würden. Der ganze Handel
würde mit einfachen Bezugsscheinen, mit Brot- und Zuckermarken,
reibungs- und also auch fast kostenlos abgewickelt werden. Ähnliches
sagten auch die Vertreter der Konsumgenossenschaften von ihren
Bestrebungen.
Und die Vertreter der freien Wirtschaft hatten gegenüber solcher Kritik
einen schweren Stand. Denn 40 % Handelsprofit waren ein schwerer
Defizitposten bei der Aufrechnung der Vorzüge der freien Wirtschaft. Es
genügte oft nicht, dass man sagte: „Mit der Geldwirtschaft werden alle
die unvermeidlichen Klagen über die Beschaffenheit der Waren
unmittelbar zwischen den Interessenten, also zwischen Käufer und
Verkäufer abgewickelt und erledigt. Es kommt niemals vor, dass jemand
das Gericht mit diesen Angelegenheiten beschäftigt. Es sind rein private
Angelegenheiten. Die Geldwirtschaft errichtet einen Puffer zwischen den
- 31 -