Page 114 - Gespräche mit Gott über Geld
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Wochen gab es keine unfreiwilligen Arbeitslosen mehr. Die Arbeits-
           wertscheine liefen um und zwar so gut, dass sich in den Zeiten dieser
           weltweiten Not die Gemeinde Wörgl ein Schwimmbad bauen konnte!
           Die Gemeinde musste ihren Steuern nicht hinter herlaufen, sondern die
           wurden freiwillig und großzügig bezahlt, Rechnungen wurden schnell-
           stens beglichen und kein Fleischer, Bäcker oder Müller blieb auf seiner
           Ware sitzen. Das Geld lief auf einmal wieder um und alles kam ins Lot.

            Natürlich sprach sich dieses „Wunder“ rasch herum. Aus Frankreich
           reiste der damalige Premierminister Daladier an und war begeistert.
           Doch wurde seine Regierung gestürzt, bevor er die erkannte Lösung
           umsetzen  konnte.   Aus  Amerika   kam   der  berühmte  Ökonom   Irving
           Fisher, um sich selbst ein Bild zu machen – und beging den „Lieblings-
           fehler“ aller Professoren: Er musste eine gute Idee noch „verbessern“!
           Wenn 1 Prozent Verlust pro Monat so gut klappt, dachte er, dann
           müssten 2 Prozent pro Woche doch noch viel besser funktionieren.
           Damit befand er sich jedoch in einem Irrtum, der letztlich dazu führte,
           dass ähnliche Experimente, die er in Amerika initiierte, scheiterten.

            Aber in den Gemeinden um Wörgl herum, in denen die Not weiterhin
           grassierte, sprachen die Menschen natürlich über das „Wunder“ und
           wollten sich der Sache anschließen. Doch da sahen die „Herren von
           Bank und Industrie“ ihre schönen Gewinne und Renditen in Gefahr, die
           in den Zeiten der weltweiten Not zwar nur noch wenige Menschen
           erzielten, aber diese wollten verständlicherweise auf ihren Luxus und
           ihre Privilegien nicht verzichten. Also sorgten sie dafür, dass die öster-
           reichische Zentralbank von ihrem „Emissionsprivileg“ Gebrauch machte
           und die Arbeitswertscheine per Gesetz verbieten ließ. Für die Durch-
           setzung wurde sogar die Armee nach Wörgl beordert. Natürlich kam es
           sofort, wie es kommen musste: Hunger und Not hielten wieder Einzug
           in der Gemeinde. Der tapfere Bürgermeister Unterguggenberger soll
           daraufhin gesagt haben: „Hier ist die Not nicht von Gott gegeben,
           sondern vom Gesetz verordnet.“ Womit er eindeutig recht hatte.




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