Page 87 - Gespräche mit Gott über Geld
P. 87

Nun, ich weiß auf jeden Fall, dass diese Idee in der Praxis nicht durch-
           führbar ist. Wenn es nicht mehr das Einkommen, also die gewerbliche
           oder berufliche Tätigkeit ist, welche die Menschen dazu bringt, die
           Wirtschaft am Laufen zu halten, dann muss das auf bürokratischem
           Wege geschehen. Am Ende werden dann alle für den „Arbeitsdienst“
           zwangsverpflichtet, damit nicht alles zusammenbricht, weil alle viel
           lieber auf dem Balkon Karten spielen, als im Seniorenheim die Omas zu
           füttern oder am Hochofen Stahl zu gießen. Und außerdem müsste sich
           ein Land, das solch ein „bedingungsloses Einkommen“ bezahlt, sehr
           scharf nach Außen abgrenzen. Zuzug und Zuwanderung könnte man
           sich dann gewiss nicht zulassen, ohne dass die, die noch arbeiten, auf
           die Barrikaden  gehen. Umgekehrt müssten die Bezieher des bedin-
           gungslosen Grundeinkommens verdonnert werden, ihr Geld auch hier
           im Land wieder auszugeben. Und nur hier. Wenn alle, oder auch nur
           ein kleiner Teil der Bevölkerung, ihr bedingungsloses Grundeinkommen
           in der Karibik oder anderen Ländern ausgeben wollten, würde die
           Kaufkraft bei uns dramatisch sinken – mit zahlreichen unerwünschten
           Nebeneffekten.   Das  geht  einfach  nicht!  Und   so  tauchen  etliche
           unlösbare Probleme auf, wenn man sich mit der Idee mal näher befasst
           und sie auf ihre realen Umsetzungsmöglichkeiten hin überprüft.
            JA, das ist alles richtig, doch das erfasst nicht den grundlegenden
           Irrtum,   der   dem  Grundeinkommens-Konzept  zugrunde  liegt.   Damit
           identifizierst du nicht jenen falschen Gedanken, der hinter allem steht
           und von dem aus das Unheil seinen Lauf nimmt.

            Lass mich wissen, was an der Idee genau nicht stimmt. Das ist mir
           wichtig.
            GUT. Wie es in der Wirtschaft angeblich vonstatten geht, habt ihr euch
           folgendermaßen zusammengeschustert: Es gibt den Boden, auf dem die
           Fabrik steht. Dann gibt es das Kapital, also die Maschinen, Werkshallen
           und Fabrikbänder. Und dann gibt es noch den Menschen mit seiner
           Arbeitskraft. Alle drei gemeinsam vollbringen angeblich das Werk. Die



                                           - 87 -
   82   83   84   85   86   87   88   89   90   91   92