Page 92 - Gespräche mit Gott über Geld
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dann völlig klar, dass die Lösung nur in mehr Restriktionen und mehr
           Marktbeschränkungen liegen kann.
            FANG bitte vorne an, damit alle dich verstehen. Was ist denn nun unter
           Marktwirtschaft zu verstehen und was unter Kapitalismus?
            Unter Marktwirtschaft ist zu verstehen, dass es einen Markt oder
           Märkte  gibt,  für  die produziert  wird.  Warenproduktion,  Warenwirt-
           schaft. Die Marktwirtschaft hat sich aus den Unzulänglichkeiten und
           Begrenzungen  der  Tauschwirtschaft  entwickelt.  Damit   eine  Unter-
           nehmung in der Marktwirtschaft Bestand hat, muss sie wirtschaftlich
           sein.  Das  heißt,   die  Produkte  müssen  „nachgefragt“  werden,  also
           Käufer finden. Und sie dürfen in der Herstellung nicht mehr kosten, als
           ihr Verkauf einbringt. Mit den Verkaufserlösen müssen die laufenden
           Kosten aufgebracht werden können, also zum Beispiel die Löhne und
           Gehälter ausbezahlt werden. Überschüsse können in Betriebsauswei-
           tungen oder Verbesserungen gesteckt werden.

            Im  Kapitalismus  genügt  dies  nicht.   Hier   muss  ein  Unternehmen
           „rentabel“  sein.  Das heißt, dass es Rendite bringen  muss für  jene
           Investoren,  die   ihr  Geld  in  das  Unternehmen   gesteckt   haben.   Die
           wollen  mehr  Geld  aus  ihrem  Geld  machen.  Sie  wollen  meist  eine
           ordentliche Rendite, die weit über 10% liegt. Als Minimum jedoch eine
           „risikolose“ Verzinsung von 5%. Ein Seniorenheim muss also nicht mehr
           nur die Insassen und die Mitarbeiter versorgen, nein, auch der Investor
           will mit der Verzinsung seines investierten Kapitals „versorgt“ werden.
           Wenn ein Seniorenheim nun mit 10 Millionen erbaut wird und – gehen
           wir von ganz normalen und „ungierigen“ Menschen aus – dieses Geld
           den Investoren jährlich nur fünf Prozent Rendite bringen soll, dann
           müssen diese 5% den Erlösen des Seniorenheims entnommen und
           abgeführt werden. An die Bank oder den „Fonds“, die oder der den
           Kredit vermittelt und somit die verwalteten Spargelder in das Senioren-
           heim investiert hat. Von dort ausgelangen die Zinsgutschriften dann
           auf die Konten der Fondseigner. Fünf Prozent von 10 Millionen sind



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