Page 20 - Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung
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nahmen die revolutionären Geister den Rachegeist auf, den Geist, der die
            Ausbeuter und Ausgebeuteten zusammen in den Abgrund reißt.
            Die Beseitigung der Ausbeutung durch den Mehrwert ist das eigentliche
            Ziel des Sozialismus. Dieses Ziel erreichen wir selbstverständlich, wenn wir
            die Ursachen des Kapitalismus beseitigen. Wir haben gesehen, dass wir
            diese Ursache darin suchen müssen, dass das herkömmliche Geld, weil es
            ein Kapital an sich ist, der Produktion und Akkumulation von Kapital eine
            Grenze zieht, die  Rentabilitätsgrenze. Und wir haben gesehen, wie das
            Freigeld, das kein Kapital an sich ist, diese Grenze durchstößt und schleift.
            Aber die Wünsche der Sozialisten gehen weiter. Sie wollen auch noch von
            der Plage der  Krisen  und der sie begleitenden Arbeitslosigkeit befreit
            werden. Für den, den es trifft, ist die Arbeitslosigkeit unmittelbar sogar
            noch schlimmer als die Ausbeutung durch das Kapital. Mancher Arbeiter,
            ja alle ohne Ausnahme wären bereit, den Kapitalisten den verlangten
            Mehrwert in der vollen Höhe der Rentabilitätsgrenze weiter zu zahlen,
            wenn sie sich vor der Arbeitslosigkeit schützen könnten.
            Die Wirtschaftskrisen sind auf zwei Ursachen zurückzuführen, die beide
            vom Geld ausgehen. Die eine ist der Rückgang der Preise, die andere der
            Rückgang   des  Kapitalertrages  unter   die  Rentabilitätsgrenze.  Wie  der
            Rückgang der Warenpreise die Krise erzeugt, das können die, die den
            Zusammenhang von Preisrückgang und Krise noch nicht kannten, jetzt im
            größten  Maßstab  beobachten.  Überall,  wo  heute  auf  Preisabbau  hin
            gearbeitet wird, in England und in Amerika, herrscht die Krise – und zwar
            in einer noch nie erlebten Stärke.

            In Deutschland, wo die Wirtschaft stärker als irgendwo anders durch den
            Krieg getroffen wurde, und wo es darum für krisenhafte Zustände so
            viele Erklärungen geben würde, da hat es noch nie so wenig Arbeitslose
            gegeben wie heute. Nur eine kurze Zeitspanne von wenigen Monaten
            gab es im Jahre 1920, wo man einen Preisrückgang und Preisabbau
            „erhoffte“, und wo es auch hier zu einer bedenklichen Stockung kam. Sie
            verschwand  aber  gleich,  als  die  Arbeitslosenunterstützungen  eine
            stärkere Anspannung der  Notenpresse  veranlasste und es allen Kauf-
            leuten klar wurde, dass für deutsche Verhältnisse der Preisabbau ein
            utopischer Gedanke war.




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