Page 3 - Die Wunderinsel Barataria
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die Erdbeerkulturen, weil niemand sich die Mühe geben wollte, sie vor
            dem  drohenden  Nachtfrost   zu  schützen.  Weil  niemand   schneller
            arbeiten will als die anderen – schon allein um diese anderen nicht zu
            beschämen – gibt der Langsamste das Tempo an. Wenn der dicke
            Gomez Feierabend ruft, so werfen auch schon alle das Handwerkszeug
            in   den  Staub.  Es  geht  bei  uns  wie  in  zu  engen  Straßen,  wo  die
            Ochsenkarre  allen   anderen  Fahrzeugen   die   Fahrgeschwindigkeit
            vorschreibt. Vieles unterbleibt, was geschehen würde, wenn jedem das
            Recht auf das eigene Arbeitsprodukt zugestanden würde. Manches
            könnte anders und besser gemacht werden: wenn aber einer es besser
            machen  möchte,   so  muss   er  erst   in  langer  und   breiter  Rede  die
            Einwilligung von den Genossen erwirken. Die beste Zeit geht meistens
            bei solchen Reden verloren, wobei noch zu beachten ist, dass immer
            nur das durchgesetzt werden kann, was dem Verstand der Mehrheit
            erreichbar ist; und das ist bisweilen nicht viel. Dinge, die vertieftes
            Studium  zu   ihrem   Verständnis  erfordern,  lassen  sich   demokratisch
            überhaupt nicht durchsetzen. Unsere Erfinder legen die Hände in den
            Schoß, weil sie wissen, dass es ihnen doch nicht gelingen wird, die
            Zustimmung  zu   den  nötigen  Versuchen  auf  dem   Wege
            wissenschaftlicher Erklärungen von Creti und Pleti zu erwirken. Der
            Mehrheit ist alles Ungewohnte stets noch Utopie.
            Der Erfolg ist, dass wir alle trotz offenbarer Tüchtigkeit unserer Frauen
            und Männer, trotz der großen Fruchtbarkeit unseres Bodens arm sind
            und   arm  bleiben.   Und   dazu   diese  schreckliche  Gebundenheit   und
            gegenseitige Abhängigkeit und ewige Rücksichtnehmerei! Ich schlage
            daher   folgendes  vor:   Wir   führen  das  Eigentum  ein,  die
            Eigenverantwortung,  das  Recht  auf  das  eigene  Arbeitsprodukt.  Wir
            vermessen den Boden und verpachten die einzelnen Teile meistbietend,
            d.h. nach Selbsteinschätzung. Wer guten Boden haben will, wird viel
            zahlen, und wer schlechten Boden pachtet, erhält ihn umsonst, so dass
            in der Beziehung sich alle wirtschaftlich gleich stehen werden trotz der
            großen   Unterschiede  in  der   Bodenbeschaffenheit.   Das   Pachtgeld
            verteilen  wir   dann  gleichmäßig   unter  alle,   oder  führen  es  der
            Landeskasse  zu  zum  Bestreiten  der   allgemeinen  Ausgaben.  Freilich



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