Page 4 - Die Wunderinsel Barataria
P. 4
werden wir dann auch Geld brauchen, denn nun werden wir Waren
erzeugen, also Dinge, die man nicht mehr persönlich unmittelbar
brauchen kann, sondern die man zum Tausch oder Verkauf erzeugt.
Und zu diesem Tausch brauchen wir ein Tauschmittel, also Geld.
Solches Geld können wir uns mit der Gutenberg'schen Erfindung
herstellen. Zwar fehlt uns das Gold als Deckung, aber ich wüsste nicht,
warum man als Deckung gerade Gold brauchen soll. Als Deckung ist
m.E. jede Ware von allgemeiner Nützlichkeit brauchbar und darum
schlage ich vor, unsere Hauptfrucht, die Kartoffel, als Deckung unserer
Banknoten zu gebrauchen. Wir bauen an verschiedenen Orten
Kellerräume, wo man gegen Hinterlegung von Kartoffeln
entsprechende Mengen Banknoten erhalten wird, und wo man
umgekehrt dem Inhaber der Banknoten bei Sicht und ohne
Legitimation von den hinterlegten Kartoffeln das Gewünschte bar
aushändigen wird. Und mit diesen Banknoten, die dann mit 100 %
gedeckt sein werden, wird man auf der ganzen Insel herumreisen und
alles kaufen können.
So werden wir uns der Geldwirtschaft erfreuen und das allgemeine
Verlangen nach Freiheit, Eigentum, Selbstverantwortung und
Selbständigkeit befriedigen. Kommt, Kameraden, morgen vollzählig zur
Besprechung der Sache!
* * *
Wie die Chronik berichtet, wurde der Vorschlag Diego Martinez
eingehend besprochen und angenommen. Einer schlug vor, statt der
Kartoffeln den Stalldünger als Deckung der Banknoten zu nehmen, da
dieser seiner universellen Verwendung und gleichmäßigen Produktion
wegen sich besser als Deckung eignete. Es gäbe Jahre, wo man viele
Kartoffeln erntete, so dass es dann auch Jahre mit viel Geld geben
würde, während bei einer Kartoffelmissernte es auch an Geld fehlen
würde. Solche Schwankungen wären bei der Mistdeckung
ausgeschlossen. Der Mist wäre das eigentliche Protoplasma, die wahre
Unterlage unserer Existenz, der Urwert, das einzige Gut von wirklich
„innerem, von ewigem Wert“, das von jedem Bauern in fast
- 4 -