Page 79 - Gespräche mit Gott über Geld
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Daran gibt es doch nichts auszusetzen.
            OH nein, ganz im Gegenteil. Das Anliegen ist in Ordnung, doch das,
           was Zwang ist und was nicht, das muss zuerst geklärt sein.

            Das interessiert mich aber auch.
            LEBEN  selbst  ist  Zwang!  Alles  Leben   ist  gezwungen   zu  atmen,   zu
           trinken,  sich  zu  bewegen  und  sich   zu  ernähren.  Wollten   sich  die
           Menschen  dieser   Zwänge   entledigen,  dann   wäre   das  menschliche
           Experiment beendet. Freiheit empfinden Menschen dann, wenn sich
           diesen Zwängen – zu atmen, zu essen, sich zu bewegen, zu trinken –
           nichts in den Weg stellt. Wenn sie ihre Bedürfnisse befriedigen können.
           Bedürfnisse sind dem Menschen als innerer Motor eingepflanzt, er kann
           sich nicht von ihnen trennen. Das Leben ist darauf aus, sich zu erhalten.
           Wenn sich diesen Zwängen etwas in den Weg stellt, wenn ihr also eure
           Bedürfnisse nicht befriedigen könnt – und das gilt auch für die höheren,
           die geistigen und seelischen Bedürfnisse – dann empfindet ihr Zwang.

            Der Zwang macht sich dann bemerkbar, wenn ihr dem was Leben ist,
           nicht ungehindert nachgehen könnt. Und das ist es, was ihr derzeit
           immer schmerzhafter erlebt: Immer weniger Menschen können frei und
           ungehindert ihre Bedürfnisse befriedigen, ihren „Zwang zum Leben“ frei
           ausleben. Zwang wird daher von immer mehr Menschen immer stärker
           empfunden. Bei mehr als einer Milliarde Menschen geht es dabei um die
           ganz elementaren Bedürfnisse des Körpers: Sie hungern. Nicht wenige
           verhungern gar! Auch rebellierende Jugendliche in der westlichen Welt
           empfinden Zwang. Sie kommen zu kurz. Sie kommen legal nicht an ihre
           Handys, ihre iPods und Netbooks heran. Macht ihr ihnen dies zum
           Vorwurf, bezichtigt ihr sie des verwöhnten Konsums, verweist ihr sie auf
           die vielen Hungernden in der Welt – dann drückt ihr damit doch nur
           aus,   dass  sublimere   Bedürfnisse  wie  Kommunikation,   Musik  und
           vielfältiger,  kunstfertiger  Ausdruck   „nicht   okay“  sind.  Maßlos  sind.
           Verachtenswert und ungebührlich. Die Reduzierung auf einfache Bedürf-




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