Page 24 - Die Wunderinsel Barataria
P. 24

auch keinen Halt mehr. Wer das Privateigentum wolle, müsse eben
            auch mit den Folgen rechnen. Jetzt werde sich der Kapitalismus in
            seiner ganzen Herrlichkeit zeigen. Bluten und schwitzen müsse nun das
            Volk, um den Moloch Kapital zu sättigen. Und das werde so lange
            gehen, bis sich der Kapitalismus selber wieder zu Tode entwickelt habe,
            ähnlich   wie  der   Spaltpilz   des  Zuckers  von   seiner  eigenen  Jauche
            vergiftet wird.

            „Es lebe der Kommunismus, fort mit dem Privateigentum!“ So schloss
            Carlos Marquez. Sofort sandte Diego Martinez eine Erwiderung, worin
            die   Ausführungen  Marquez  widerlegt  und  in  einfacher   Weise  die
            Erscheinung des Zinses auf Barataria in ursächlichen Zusammenhang
            mit  der   Währungsreform  gebracht  wurde:   „Sobald  das  Geld  zum
            Wertbewahrer gemacht wird und das Geld als Ware besser ist als die
            übrigen Waren, wird es als Sparmittel verwendet, und diese Sparmittel
            können nur durch den Zins wieder in den Verkehr gelockt werden. Der
            Zins musste kommen, sobald wir das Geld nach Hohlmaßen rechneten
            statt nach Gewicht!“

            Das  Villapanzaer  Tageblatt  sandte  aber  den  Artikel   zurück  mit  der
            Bemerkung, es könne doch seinen aufgeklärten Lesern nicht zumuten,
            solche   grauen  Theorien  zu  studieren.   Kein  Mensch   würde   jemals
            glauben,  dass   eine  so   gewaltige   Erscheinung   wie  der   Kapitalismus
            darauf zurückzuführen sei, dass man die gänzlich nutzlosen Früchte des
            pinus moneta nach Hohlmaßen statt nach Gewicht verkaufe.
            Die Firma Barabino & Co. hatte mit ihrem neuen Unternehmen einen
            vollen   Erfolg.   Die  Baratonen   hatten  sich  nämlich  bald  an   ihrem
            Wertbewahrer satt gesehen und, vom Zins angelockt, brachten sie ihre
            Ersparnisse, den Wertbewahrer, in das Bankhaus.
            So waren nun in ganz Barataria die Vorratskammern völlig geleert. An
            Stelle von Speck, von Mehl, Zucker, Tuch, Öl usw. war ein dünnes
            Heftchen Papier, das Sparkassenbuch des Bankhauses Barabino & Co.,
            getreten.  Die   Güter   aber,  die  vordem  die  Vorratskammern  gefüllt
            hatten,   lagen  draußen  in   Hunderten  von  Läden  zu   jedermanns
            Verfügung – d.h. zur Verfügung desjenigen, der das Geld hatte... und



                                           - 24 -
   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28   29