Page 23 - Die Wunderinsel Barataria
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Carlos Marquez und seinem Wertbewahrer gewarnt. Ihr aber lachtet
mich aus. Jetzt aber lache ich!“ – und dabei schlug er auf seine Taschen.
Die Chronik gibt eine wunderbar klare Darstellung von allen
Veränderungen, die sich in den Handelsbräuchen vollzogen, als alles
vom Geist des „Wertbewahrers“ angesteckt und verdorben wurde. Die
Barzahlung war gleich in den ersten Tagen durch das Kredit- und
Abzahlungssystem ersetzt worden. Die Waren, die niemand mehr auf
Vorrat kaufen wollte, wurden nun in kleinen und kleinsten Packungen
gekauft. Alle lebten von der Hand in den Mund und eine Unzahl von
Kaufleuten wurde nötig, um diesen Detailverkauf zu bewältigen. Laden
reihte sich an Laden, ganze Straßen mussten neu für die Läden gebaut
werden, die als Ware das aufnahmen, was früher als Vorratsgut in den
Häusern der Baratonen verteilt war.
Dabei waren die Käufer hochmütig den Verkäufern gegenüber. Sie
pochten auf die Eigenschaften ihres „Wertbewahrers“ und sagten, dass,
wenn sich die Verkäufer nicht höflich, nachgiebig und unterwürfig
benähmen, sie mit ihrem Wertbewahrer einfach nach Hause gehen und
die Verkäufer den Schaden haben würden, der ihnen aus der Vergäng-
lichkeit, aus der Wartung und Bergung der Waren erwachsen würde.
Eines Tages erschien im Villapanzaer Tageblatt folgende Anzeige:
Barabino & Co. - Deposite Bank -
Wir machen das geehrte Publikum darauf aufmerksam, dass wir eine
Depositenkasse eröffnet haben und bis auf Weiteres Depositen zu
folgenden Bedingungen annehmen:
für Depots auf Abruf: 1 % Zinsvergütung
für Depots auf 2 Monate fest: 2 % Zinsvergütung
für Depots auf 1 Jahr fest: 3 % Zinsvergütung.
Diese Anzeige gab Carlos Marquez Anlass zu einem triumphierenden
Artikel im Villapanzaer Tageblatt. Endlich käme der dem Privateigentum
immanente Charakter einer Mehrwert gebärenden Maschine zum
Ausdruck. Es habe zwar lange gedauert, bis die Entwicklungskeime des
Kapitalismus zur vollen Entfaltung gekommen seien, aber nun gäbe es
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