Page 30 - Der Prophet und das Geld
P. 30
Vom Geld
Geld macht Möglichkeiten – doch erst der Umsatz macht euch vermö-
gend. Geld zu besitzen vergrößert niemandes Wohlstand, auch nicht
den seines Besitzers. Denn der ruhende Schein macht den Besitzer nur
dem Scheine nach reich. Nur ein Geldschein, der im Wirtschaftskreislauf
wandert, lässt Geschäfte erblühen und vermehrt sie geschwind. Ein
Taler, der unablässig wandert, macht alle reich.
Dies wisst ihr und ich verkündige euch hiermit nichts Neues. Nun fragt
euch: Wie kann in der Wirtschaft geschehen, was gerade geschieht? Wie
kann sich wiederholen, was schon viele Kulturen zerstörte und in
Vergessenheit geraten lies? Welche Kraft liegt im Gelde, dass es erst
erschafft und euch dem Himmel nahe kommen lässt – und danach das
Erblühte in Not erstickt und mit Gewalt zermalmt? Fragt euch dies und
forscht in den Tiefen eurer Gewissheit und schaut, ob ihr nicht dort
schon irrt.
Was lässt euch schnell zum Gelde greifen und was lässt es euch nur
zögerlich dem Nächsten überlassen? Es ist der rasche Verfall der Ware,
die den Produzenten so schnell zum Tausch mit dem Gelde drängt, und
es sind Hunger und Durst und allerhand Begehrlichkeiten, die den Geld-
schein schnell aus einer Börse locken. Doch sind Hunger, Durst und all’
die anderen Begehrlichkeiten erst einmal gestillt, dann hat es der Käufer
nicht mehr so eilig und er denkt in Ruhe über die Käufe der kommenden
Tage und Wochen nach. Sein Zögern beginnt da, wo er weiter nichts
unmittelbar braucht, um angenehm zu leben – an diesem Punkt wandelt
sich für ihn der Zweck von Geld. Aus dem quirligen Geschäftemacher
- 30 -