Page 6 - Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung
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Karl Marx als Hauptvertreter der Lehre, wonach die Ausbeutung auf das
            Privateigentum zurückzuführen sei, geht von einer sehr wichtigen, von
            ihm  aber   nur  ganz  oberflächlich  untersuchten  Voraussetzung  aus  –
            nämlich, dass das Geld kein selbständiges Kapital sei. Das Geld ist ein
            vollkommenes   Äquivalent   der   im  Tausch  erhaltenen  Waren,  sagt
                  1
            Marx.  Für die von ihm selbst geprägte allgemeine Formel des Tausches –
            G - W - G' – also Geld, Ware, Mehrgeld, findet er in den Eigenschaften
            des Geldes keine Erklärung.
            Wenn diese Formel nicht durch eine ganz regelmäßig und ungestraft vor
            sich gehende „Prellerei“, also nicht durch Machtfaktoren erklärt werden
            soll, dann, sagt Marx, gehört zu dieser Erklärung eine lange Kette von
            Mittelgliedern. 2

            Diese Mittelglieder sucht Marx im Produktionsprozess. Er erklärt dann die
            hier vor sich gehende Ausbeutung wie folgt: Die Arbeitskraft ist eine
            Ware. Der Wert der Waren richtet sich nach den Produktionskosten. Der


            1 „Werden Äquivalente ausgetauscht, so entsteht kein Mehrwert, und werden Nicht-Äquivalente
              ausgetauscht, so entsteht auch kein Mehrwert. Die Zirkulation oder der Warenaustausch schafft
              keinen Wert.“ Marx: Das Kapital, Bd. 1, S. 126, 4. Aufl.
              „Die Wertveränderung des Geldes, das sich in Kapital verwandeln soll, kann nicht an diesem
              Geld selbst vorgehen, denn als Kaufmittel und als Zahlungsmittel realisiert es nur den Preis der
              Ware, die es kauft oder zahlt, während es in seiner eigenen Form verharrend, zum Petrefakt
              (Fossil) von gleich bleibender Wertgröße erstarrt.“ Ebenda, S. 129.
              „Im eigentlichen Handelskapital erscheint die Form G-W-G, kaufen um teurer zu verkaufen, am
              reinsten. Andererseits geht seine ganze Bewegung innerhalb der Zirkulationsphäre vor. Da es
              aber unmöglich ist, aus der Zirkulation selbst die Verwandlung von Geld in Kapital, die Bildung
              von Mehrwert zu erklären, so erscheint das Handelskapital unmöglich, sobald Äquivalente
              ausgetauscht werden, daher nur ableitbar aus der doppelseitigen Übervorteilung der kaufenden
              und verkaufenden Warenproduzenten durch den sich parasitisch zwischen sie schiebenden
              Kaufmann. In diesem Sinn sagt Franklin: Krieg ist Raub, Handel ist Prellerei.“ Ebenda, S. 126.
            2 „Die Zirkulation des Geldes als Kapital ist Selbstzweck.“ Marx, Kapital, 4. Aufl., Bd. 1,S. 115.
              „Das Geld bildet Ausgangspunkt und Schlusspunkt jedes Verwertungsprozesses. Er war 100 Pfd.,
              er ist jetzt 110.“ Ebenda, S. 117.
              „Das Geld in der Warenzirkulation ist die erste Erscheinungsform des Kapitals. Historisch tritt das
              Kapital dem Grundeigentum überall zunächst in der Form von Geld gegenüber. Jedoch bedarf es
              nicht des Rückblicks auf die Entstehungsgeschichte des Kapitals, um das Geld als seine erste
              Erscheinungsform zu erkennen. Dieselbe Geschichte spielt täglich vor unseren Augen. Jedes neue
              Kapital betritt in erster Instanz den Markt (Warenmarkt, Arbeitsmarkt) immer noch als Geld,
              Geld, das sich durch bestimmte Prozesse in Kapital verwandeln soll.“ Ebenda, S. 109.
              „Soll die Verwertung des Handelskapitals nicht aus bloßer Prellerei des Warenproduzenten
              erklärt werden, so gehört dazu eine lange Kette von Mittelgliedern.“ Ebenda, S. 127.

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