Page 11 - Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung
P. 11
Ware getauscht werden. Dazu müssen sich die Warenbesitzer, durch die
Lage der Dinge gezwungen, des Geldes als Tauschmittel bedienen. Der
Preis, den der Warenbesitzer erhält, wird souverän durch Nachfrage und
Angebot bestimmt. Unter Nachfrage ist das angebotene Geld und unter
Angebot die angebotene Ware zu verstehen. Der Preis ist als Bruch
anzusehen, wobei der Zähler durch das Geld, der Nenner durch die Ware
dargestellt wird. Geld dividiert durch Ware = Preis.
Wird der Zähler (Geld) verkleinert, so fallen die Preise. Wird der Zähler
vergrößert, so steigen die Preise. Und umgekehrt verhält es sich beim
Nenner.
Hier ist nun zu beachten, dass das Angebot des Geldes, sofern wir hier
nur an die eigentlichen Geldleute denken, an die Bankiers, an die
Rentner, an die Spekulanten, wie auch an die Sparer, eine vollkommen
willkürliche Sache ist. Wer über seine unmittelbaren Warenbedürfnisse
hinaus noch Geld übrig hat, der kann damit vollkommen frei schalten. Er
kann es „hamstern“. Er kann es auf die Bank bringen und es dort auf dem
Girokonto unberührt liegen lassen. Zwar verliert er dann den Zins. Das
sind bei einem regulären Depotzins von 4 % für den Monat etwa 30
Pfennig auf 100 Mark. Betrachten wir diesen Verlust als einen Druck, dem
der Geldbesitzer unterliegt, so können wir diesen Druck mit der eben
angegebenen Zahl messen, also einen Druck von etwa einem Pfennig pro
Tag für jeweils 100 Mark. Wohlgemerkt: der Geldbesitzer hat keinen
Substanzverlust an seinem Geldvorrat zu verzeichnen, sondern beklagt
nur einen ihm entgangenen Gewinn! Wer einen Geldschatz unter einem
Apfelbaum vergräbt, der findet seinen Schatz nach Jahr und Tag
unversehrt wieder. Bedenken wir hier noch, dass alles Geld, auch das
Lohngeld des Unternehmers, in der Regel aus den Banken und
Sparkassen kommt, so können wir sagen, dass das in Umlauf befindliche
Geld durchweg unter einem Druck von einem Pfennig für je 100 Mark
und Tag steht.
Vergleichen wir nun hiermit den Nenner des Bruches, das Warenangebot.
Betrachten wir die Waren, Artikel für Artikel. Betreten wir einen Markt,
einen Laden, ein Kaufhaus, einen Hafenplatz, einen Eisenbahnschuppen,
einen Güterzug. Alle diese Waren haben ihre bestimmten Eigentümer.
Und alle diese Eigentümer haben Sorgen. Sorgen um ihre Waren. Ob sie
- 11 -