Page 62 - Gespräche mit Gott über Geld
P. 62

„Wertspeicher“. Diese Wahnidee war selbst dann noch nicht vom Tisch,
           als schon längst das „wertlose“ Papiergeld seinen Siegeszug ange-
           treten hatte. Als man die Währungsfachwelt nun danach fragte, wie
           denn das Papiergeld ohne diesen „innewohnenden Wert“ funktionieren
           könne, bekam man folgende Antwort: „Das funktioniert, weil das Gold
           in  den  Tresoren  der  Nationalbank  seinen  Wert  auf  das  Papiergeld
           überträgt!“ Nur so, durch die so genannte „Golddeckung“, könne der
           Rubel rollen. Dieser Gedanke war von Anfang an für jeden vernünftig
           denkenden Menschen unerträglich unerklärlich, doch erst vor wenigen
           Jahrzehnten konnte das Papiergeld dann eindeutig beweisen, dass es
           völlig ohne Golddeckung existieren und bestehen kann. Erst vor etwas
           über 30 Jahren wurde die Golddeckung endgültig aufgegeben – und
           nun kommen schon wieder die Anhänger des Goldes und wollen genau
           in diesem Umstand die Probleme unserer Finanzwelt verorten.
            JA, das könnte tragisch werden, wenn ernsthaft über die Einführung
           einer neuen Goldwährung nachgedacht werden würde.

            Tragisch ist viel zu milde ausgedrückt – es wäre wahnsinnig in meinen
           Augen! Schon das römische Reich, das sich lange Zeit mit seinem Geld
           prima entwickelt hat, ist letztlich an diesem Goldgeld gescheitert. Das
           Trio Lepidus, Marc Anton und Julius Cäsar sah schon im Jahre 43 vor
           Christus keinen anderen Ausweg, als mit der „römischen Proskription“
           die reichsten Geld- und Bodenbesitzer für vogelfrei zu erklären und sie
           dem hungernden Mob ans Messer zu liefern. Der Reichtum hatte sich
           in ihren Truhen gesammelt und ihre Ländereien waren unerhört groß,
           während der Rest der Bevölkerung kaum noch Geld zu sehen bekam
           und nicht mehr an Land zum Bewirtschaften herankam. Die Gold- und
           Silberminen  waren   nicht   mehr  ergiebig.  Der  Geldmangel  führte   zu
           gewaltigen inneren Auseinandersetzungen und Kämpfen und da die
           Proskription auf Dauer keine Lösung war, kam im Verlauf der ersten
           Jahrhunderte das Herz der römischen Wirtschaft nach und nach zum
           Stillstand.  Alles   zerfiel  und   zerbröselte.   Immer  mehr  Wissen   ging



                                           - 62 -
   57   58   59   60   61   62   63   64   65   66   67