Page 36 - Replik zur Kritik der Freiwirtschaft
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Replik zur „Kritik an der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell“ durch Rahim Taghizadegan vom Wiener „Institut für Wertewirtschaft“


               wechsle, entstünden exorbitante Kosten. In seinem Beispiel laufen in Colorado geschürfte
               Münzen zwanzig Jahre durch China…
               Mit fingierten Beispielen kennt sich der Kandidat offensichtlich bestens aus. Ab hier dreht
               Taghizadegan richtig am Rad und schleudert sich damit nicht nur ins Abseits, sondern völlig
               ins Aus! Hier schiebt er Gesell Aussagen in den Mund, die dieser nachweislich anders
               abgeschickt hat. Lesen wir selbst:
               Zum Wesen des Geldes gehört es aber, dass das Geld nicht seines Stoffes wegen gekauft
               werde, sondern seiner Eigenschaft als Tauschmittel wegen; dass es nicht verbraucht,
               sondern nur als Tauschmittel gebraucht werde. Das Geld beschreibt einen Kreis, den es ewig
               durchläuft;  es kehrt zum Ausgangspunkt zurück.  Um als Geld betrachtet werden  zu
               können, hätte das Teepaket nachdem  es, von China kommend, jahrelang  durch die
               Kolonien Nordamerikas gepilgert war, wieder einmal nach China zurückwandern müssen, wie
               das doch mit den jetzigen Silberdollars in  Amerika der  Fall ist, die etwa, von Colorado
               kommend, auf dem Handelswege nach China gelangen,  dort sich jahrzehntelang
               herumtreiben, um gelegentlich wieder auf dem Handelswege zur Lohnzahlung in  die
               Silbergruben Colorados  hinabzusteigen.  Auch  wurde das Teepaket immer teurer,  je
               weiter es sich vom Hafen entfernte, alle Fracht-, Handels  und Zinsunkosten
               wurden auf seinen Preis geschlagen, während obiger Silberdollar, nachdem er vielleicht
               zehnmal  die  Reise um die Welt  gemacht,  dem Arbeiter in der Silbergrube zum gleichen
               Preise, wofür dieser ihn ursprünglich geliefert, zurückgegeben (und eben nicht „exorbitante
               Kosten“!!!, jfk) werden mag. In fast allen Ländern findet man Münzen, die 100 und mehr
               Jahre alt sind, die vielleicht 100.000 mal den Besitzer gewechselt haben, ohne dass es in der
               langen Reihe einem einzigen Inhaber je eingefallen wäre, sie zu verbrauchen, d.h. sie des
               Silber- oder Goldgehaltes wegen einzuschmelzen. Sie sind 100 Jahre lang als Tauschmittel
               gebraucht  worden. 100.000 Besitzern waren sie nicht Gold, sondern  Geld und keiner von
               ihnen bedurfte des Geldstoffes. Das Kennzeichen des Geldes ist eben, dass dem Inhaber der
               Geldstoff  gleichgültig ist. Darum, d.h. dieser völligen Gleichgültigkeit  wegen, ist  es auch
               allein erklärlich, dass giftige, mit Grünspan überzogene Kupfermünzen, verschlissene
               Silbermünzen, schöne Goldmünzen, bunte Papierfetzen gleichwertig einherlaufen.

               Abschnitt 3.5. der NWO, PDF-Ausgabe, S. 104

               In seiner „zitierenden Beschreibung“ ersetzt Taghizadegan das Wort „Teepaket“ gleich zwei
               Mal durch das Wort „Münzen“ und wundert sich offen über den fraglichen  Sinn,  der sich
               daraus nicht nur für ihn ergibt…

               Ist der Kritiker unfähig, Texte  korrekt  zu lesen, sie korrekt  abzuschreiben  oder digital
               vorliegende Texte korrekt zu kopieren –  oder ist er unwillig,  dem Kritisierten und
               Verleumdeten ein Minimum an Respekt  entgegenzubringen und seine  Aussagen nicht zu
               fälschen? Wir wissen es nicht.
               Aber ab diesem Punkt  seiner Arbeit kann dem Autor die Legitimation
               abgesprochen werden, andere Texte zu kritisieren! Dabei spielt es keine Rolle, ob
               er hier bewusst gefälscht oder einfach (wiederholt) ungenau gelesen und falsch
               abgeschrieben hat.
               Wer einen plötzlich sich ergebenden Nonsens in einer Aussage nicht zum Anlass nimmt, ein
               paar Zeilen im Text zurückzugehen, um die Stelle zu entdecken, bis zu der die Sache noch
               sinnvoll erschien und  dann den Fehler zu finden, dem fehlt leider  die Qualifikation zum
               Lektor ebenso wie die zum Kritiker. Auch wenn er sich auf die edelsten Absichten beruft.


               Jens Frank Kasten (jfk)                     - 36 -                        CTS Freiheitswerk, 2011
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