Page 35 - Replik zur Kritik der Freiwirtschaft
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Replik zur „Kritik an der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell“ durch Rahim Taghizadegan vom Wiener „Institut für Wertewirtschaft“
3. Warengeld wird beim Tauschen immer teurer
Wenn wir eine Ware bestellen, so haben wir oft Transportkosten und Zölle zu zahlen. Daher
sei die Nutzung von Waren als Geld viel teurer als die Nutzung von Scheinen. Nun ist es
natürlich richtig, dass Lieferscheine weitaus günstiger zu transportieren sind – doch kann
dies kein Argument für ungedecktes Geld sein. Genauso könnte man argumentieren: Lieber
Kunde, der Transport ihres Neuwagens ist recht teuer, wir schicken Ihnen per Post ein
Miniaturmodell davon und sie stellen sich einfach vor, es wäre ein echtes Auto – dann spart
sich „die Volkswirtschaft“ die Kosten und wir haben einen Beitrag zur Effizienzsteigerung
geleistet. Dies soll keine Polemik sein – bloß eine Illustration der Absurdität des
Effizienzgedankens. Gesell füttert sein Argument durch ein tatsächlich polemisches, da
gänzlich fingiertes Beispiel: Angesichts der Tatsache, dass jede Münze Hunderte und
Tausende Male die Hände wechsle, entstünden exorbitante Kosten. In seinem Beispiel laufen
in Colorado geschürfte Münzen zwanzig Jahre durch China, bis sie wieder zu den armen
Minenarbeitern zurückkehren – dazwischen hätten sich unzählige Chinesen daran bereichert
und die Münzen stets mit Fracht, Zins und Gewinnzuschlag weiterverhökert. Ganz
so, als ob jede Münze bei jedem Tauschakt als Ware einzeln verschifft, verzollt und mit
Aufschlag verkauft werde. Wie man Münzen gegen identische Münzen mit Gewinn
weiterverkaufen soll, bleibt ebenfalls sein Geheimnis.
Das Geheimnis liegt im Autor der Kritik selbst!
Aus Tatsachen Geheimnisse zu machen, ist nachweislich eine Spezialität Taghizadegans.
Sagen wir es auf seine Art: Dieser Abschnitt Taghizadegans aus seiner Kritik der
Freiwirtschaft ist der „besonderste“. Zumindest bis zu diesem Punkt. Denn hier fügt er der
Galerie seiner Verfehlungen in der theoretischen Auseinandersetzung mit seinem
vermeintlichen Gegner eine weitere hinzu: Die offene Entstellung einer Quelle!
Während er bisher den Kontext verschleierte und seine Möglichkeiten zu nutzen suchte, die
Begriffe und Aussagen Gesells aus ihrer Bahn in andere bis gegensätzliche Richtungen zu
bewegen, geht er hier zur Anpassung der Quelle an seine Intentionen über – anders
ausgedrückt: Zur Lüge!
Allerdings ab heute nicht länger unbemerkt.
In den ersten Sätzen dieses Abschnittes stolpert der Kritiker noch über seine eigenen Beine.
Weil er die durch zahllose Argumente belegte Deckung des Geldes durch die Menge und
Qualität der Waren nicht akzeptiert oder nicht versteht, lässt er sich zu einem Vergleich
zwischen Auto (Ware) und Miniaturmodell (wertloses Versprechen) hinreißen, um
„klarzustellen“, dass Papier kein „richtiges Geld“ sein kann. Umstände, unter denen Gold
wegen der Abwesenheit von Waren nur durch seinen „inneren Wert“, seinen (meist
fehlenden) Nutzen gedeckt ist, kann oder will er sich nicht vorstellen und nicht die daraus
folgenden Konsequenzen ziehen. Keines der Argumente Gesells, die von der Deckung und
Sicherung des Geldes handeln – sei es Papier oder Gold – wird offen erwähnt und sauber
abgearbeitet. Mit originellen – aber leider auch „schwer gehbehinderten“ – Beispielen lässt
sich dieser Mangel nicht ausgleichen. Auch dann nicht, wenn man für die vermeintlichen
Denkfehler seiner Gegner extra eine neue Kategorie eröffnet (die „Absurdität des
Effizienzgedankens“).
Gesell füttert sein Argument durch ein tatsächlich polemisches, da gänzlich fingiertes
Beispiel: Angesichts der Tatsache, dass jede Münze Hunderte und Tausende Male die Hände
Jens Frank Kasten (jfk) - 35 - CTS Freiheitswerk, 2011