Page 32 - Replik zur Kritik der Freiwirtschaft
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Replik zur „Kritik an der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell“ durch Rahim Taghizadegan vom Wiener „Institut für Wertewirtschaft“
Kaum, dass Taghizadegan das Urteil in dieser Sache gesprochen hat, macht er sich gleich an
die Beweisführung. Gesell führt die ersten Papiergeldexperimente der Neuzeit an, so z.B. die
Arbeit John Laws – von Taghizadegan als „wahnwitziger Spekulationsbetrug“ abgetan – und
die Assignaten der Französischen Revolution. Was wie ein Vorwurf klingt, kann keiner sein.
Schließlich geht es auch bei diesem Thema um die „historischen Anfänge“, deren
ausführliche Erörterung der Kritiker beim Thema Rind, Salz, Tee oder Gold noch vermisste.
Tatsächlich springt Taghizadegan jedoch auch bei diesem Thema wieder zu kurz:
Bei beiden Beispielen ist offensichtlich, dass sie Instrumente der Enteignung waren.
Taghizadegan zeigt mit diesem Satz, dass er sich – zumindest was John Law angeht – nur
oberflächlich informiert haben kann. Hätte er z.B. das gut recherchierte Buch von Claude
Cueni – „Das große Spiel“, ISBN 978-3453432772 – gelesen, so wüsste er, dass das
Scheitern von Laws Bemühungen nicht unmaßgeblich auf die Ignoranz von Königs Ludwig
XV. zurückzuführen war und nicht ohne weiteres als „vorsätzliche Enteignung“ betrachtet
werden kann. Auch auf Wikipedia nachzulesen hat der Kritiker offensichtlich unterlassen:
„Law war seiner Zeit weit voraus […] John Law war mit den führenden Wirtschaftspolitikern
seiner Zeit einig, dass reichlicher und zügiger Geldumlauf für die Volkswirtschaft förderlich
sei. Die inflationären Gefahren einer solchen Politik verlor man gerne aus den Augen. Law –
als Sohn eines Geldverleihers – war sich dieser Gefahren wohl bewusst. Er konnte sich
jedoch von 1719 an gegen einflussreiche Entscheidungsträger in Paris nicht mehr
durchsetzen. Deren ungehemmte Ausweitung der Banknoten- und Aktienemission heizte die
Spekulationsblase noch an, die in die Katastrophe führen sollte.“
Wir können hier erkennen, wie wichtig es ist, zwischen „Instrumenten“ und „Beispielen“ zu
unterscheiden! Es sollten die Experimente dieser „monetären Frühzeit“ nicht willkürlich mit
bestimmten Konsequenzen verknüpft werden, wenn die gleichen Konsequenzen kaum den
heutigen Machern des Geldes ernsthaft angelastet werden! Tatsächlich taugt nämlich jede
Form von Währungsverwässerung als Beispiel für eine Enteignung der Sparer. Das ist das
wesentliche Ergebnis jeder Inflation.
Doch die Inflation durch Währungsverwässerungen ist gesetzmäßig und
zwingend eben nicht an Papiergeld gebunden, wenn sie auch „in Papier“
besonders einfach „umzusetzen“ ist!
Auch in den Jahrhunderten vor den ersten missglückten Papiergeldexperimenten wussten
sich Adel und Klerus „zu helfen“, wenn bei sinkenden Preisen die Verschatzung der
Edelmetalle (vornehmlich Gold) einsetzte! Nur zu oft wurde dann an den Metallgehalten der
Münzen herumgefingert, mehr Münzen von geringerem Metallgehalt herausgegeben und
damit eine Enteignung der Sparer – also jener, die ihr Geld verliehen hatten – herbeigeführt
und „das ‚gute Geld’, das werthaltige Gold, damit außer Landes getrieben“, möchte man
noch laut hinterher rufen.
Ein Mann mit Namen Gresham hatte schon im sechzehnten Jahrhundert herausgefunden,
dass „schlechtes“ Geld „gutes“ Geld verdrängt, so dass dieser Zusammenhang zum Gesetz
erklärt wurde und den Namen seines Entdeckers trägt: Das Gresham-Gesetz. Und da der
kein geringerer als „königlicher Finanzagent der englischen Krone“ war dürfte er ziemlich
unverdächtig sein, das „werthaltige Gold“ auch nur im Ansatz geringzuschätzen!
O-Ton Gesell:
Jens Frank Kasten (jfk) - 32 - CTS Freiheitswerk, 2011