Page 31 - Replik zur Kritik der Freiwirtschaft
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Replik zur „Kritik an der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell“ durch Rahim Taghizadegan vom Wiener „Institut für Wertewirtschaft“


               Gesell schreibt:
               Wir können also ohne große Mühe uns folgenden Fall als möglich denken: der Staat entzieht
               aus irgendeinem Grunde dem Gold das Geldmonopol, wie er seinerzeit dem Silber dieses
               Alleinrecht entzog. Statt aber die Münzen gegen neues Geld (damals wurde das Silbergeld
               gegen Goldgeld umgetauscht, jfk) umzutauschen, lässt  er alle Goldmünzen mit einem
               Hammer breitschlagen und das Blech den Eigentümern mit den Worten zurückgeben: Hier
               habt ihr das, worauf ihr, nach eurer eigenen Aussage, rechtlichen Anspruch erhebt – einen
               Metallbarren mit einem bestimmten Goldgehalt. Geld ist aber dieses Gold von nun an nicht
               mehr. Wir  machen jetzt anderes Geld und nehmen kein  Gold mehr  an, lehnen  auch den
               Umtausch gegen das neue Geld ab. Die Goldmünze war nach euren eigenen Worten,
               nach eurer eigenen Erklärung vom Wesen des Geldes, durch ihren Metallgehalt
               gesichert. Ihr habt diesen Metallgehalt jetzt unversehrt in der Hand. Seht nun zu, was ihr
               mit dem Metallbarren anfangen könnt. Es ist eure Sache. Ihr hattet dem Staate Goldbarren
               geliefert, er hatte sie kostenlos für euch, aber mit erheblichen Kosten für sich, prägen lassen.
               Jetzt  gibt der Staat jedem zurück,  was jeder geliefert  hat  – einen  Goldbarren. Zu fordern
               habt ihr weiter nichts denn ihr habt ja auch weiter nichts geleistet.
               Kein Gesetz schützt heute den Bürger vor solcher Politik. Im Gegenteil, sie steht
               mit der Theorie,  der  öffentlichen Meinung und mit  der  Inschrift der  Münzen  in
               vollem Einklang. Und doch wäre eine solche Politik eine Pfuscherei schlimmster
               Art, ein Raubzug  gegen alle Besitzer  von Bargeld,  Pfandbriefen,  Wechseln,
               Anleihen,  Schuldscheinen, Pensionen,  Obligationen usw.,  die dadurch einen
               bedeutenden Teil ihrer Habe einfach verlieren würden. Denn Pfandbriefe, Staats und
               Gemeindeanleihen, Schuldscheine, Pensionen, Wechsel usw. sind einfach Lieferungs-
               verpflichtungen (Leistungsansprüche, Geldvermögen im Gegensatz zu Geld, jfk) von so und
               so viel Gramm Gold,  und wenn dem Gold  seine Hauptverwendung plötzlich
               genommen wird – seine Verwendung als Geldstoff –, so ist es klar, dass das Gold
               billig werden würde. Die mit dem Hammer breitgeschlagenen Münzen, jetzt
               einfache Metallbarren, würden, Verwendung suchend, den Goldschmieden
               zuströmen, und ein solch starkes  Angebot würde naturgemäß den Preis des
               Goldes drücken  (und genauso  kam es 1914, als Deutschland beim Kriegseintritt die
               Golddeckung aufhob, jfk).
               Abschnitt 3.5. der NWO, PDF-Ausgabe, S. 112

               Das Geld kann man darum ebenso wenig durch den Geldstoff gegen Machtmissbrauch des
               Staates schützen,  wie  man die Verfassung  des Staates  mit dem Pergament, worauf sie
               geschrieben steht, vor Willkürherrschaft schützen kann. Nur der Staat selbst, der Wille der
               Machthaber (Selbstherrscher  oder Volksvertretung) kann das  Geld vor Pfuschern,
               Schwindlern, Dieben sichern und schützen – vorausgesetzt, dass der Machthaber überhaupt
               seine Macht zielbewusst zu gebrauchen weiß, was leider bisher noch nie und nirgends der
               Fall gewesen ist.  Was hier vom Metall gesagt ist, gilt natürlich auch für das
               Papiergeld. Irgendeine Sicherheit bietet der Papierstoff dem Inhaber nicht,
               weder dem Inhaber des eigentlichen  Papiergeldes, noch  den Inhabern der
               Geldlieferungsversprechen         (Wechsel,      Staatsschuldscheine,       Ruhegehalts-
               berechtigungen, Miet- und Pachtverträge, Lebensversicherungen, Pfandbriefe,
               Obligationen).  Das Papiergeld ist sogar in dieser Beziehung noch etwas weniger sicher
               gestellt (freilich nur um ein geringes weniger), als das Metallgeld, dafür aber wird es wieder
               kräftiger durch das Gesetz geschützt.

               Abschnitt 3.5. der NWO, PDF-Ausgabe, S. 116


               Jens Frank Kasten (jfk)                     - 31 -                        CTS Freiheitswerk, 2011
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