Page 34 - Replik zur Kritik der Freiwirtschaft
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Replik zur „Kritik an der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell“ durch Rahim Taghizadegan vom Wiener „Institut für Wertewirtschaft“
dieses Buch, neben dem römischen Bodenrecht und dessen Überwindung durch „Freiland“,
in der Hauptsache handelt. Schritt für Schritt entwickelt Gesell seine Theorie des Geldes,
klärt Wertfragen und Stofffragen, Fragen der Deckung, der Mengenregulation, des inneren
Marktantriebes, der Tauschkraft, die Äquivalenzanforderung an die Ware und vieles mehr mit
einer überbordenden Geduld, so dass jeder, der das minimalste Interesse am Thema hat –
und dessen Interessen nicht durch ein Übermaß an leistungslosen Einkommen „denaturiert“
wurde – sich ein wirkliches anschauliches Bild machen kann.
An erster Stelle soll Geld nach Gesell immer den Warenaustausch ermöglichen und
erleichtern. Ein Tauschmittel lässt sich jedoch nicht denken, ohne die des Tauschens
würdigen und zum Tauschen benötigten Elemente. Der Wert des Tauschmittels ist immer in
den Waren zu suchen, die für den Tausch bestimmt sind. Gibt es viele Waren, die getauscht
werden können, dann sind Tauschmittel wertvoll – aber immer nur bezogen auf die Gruppe
der Tauschmittel und die Gruppe der Waren. Tauschmittel sind daher umso wertvoller, je
kontinuierlicher ihr positiver Einfluss auf die Produktion der Waren ist.
Unser vom Himmel auf die Insel gefallene „Ali Baba“ könnte sich unter das – hoffentlich –
auf seiner Pazifikinsel lebende Naturvolk mischen und ist dann vielleicht bereit, seine Schätze
als Verlust „abzuschreiben“. Ansonsten bleibt ihm nur, seine Produktivität und die seiner
„Kommune“ auf ein Niveau zu heben, an dem sich Überschüsse bilden – um dann mit den
Ältesten des Stammes darüber zu streiten, ob Nüsse, Muscheln, Perlen, Tee, Salz oder eben
die goldenen Nuggets und Diamanten aus seiner Schatzhöhle die Rolle des Tauschmittels für
diese Überschüsse übernehmen sollen.
Ware, Geldbedarf und Gelddeckung sind drei verschiedene Ausdrücke für die gleiche Sache.
Wo ist die Deckung der Eisenbahnaktie? Etwa in den Schienen und den Bahndämmen? Diese
Deckung findet jeder in den Gütermassen, die der Bahn täglich zur Weiterbeförderung
zugeführt werden. Die Arbeitsteilung ist die Deckung der Bahnaktie.
Und genauso verhält es sich mit den Anteilscheinen der Geldvorrechte, mit dem Geld.
Gesetzt den Fall, es fehlen einmal die Frachtgüter, so ist die Eisenbahnaktie wertloses
Papier; angenommen ferner; es hören Arbeitsteilung und Angebot der Waren auf, so ist das
Geld der nutzloseste Gegenstand, das Papiergeld ist dann wie Ausschusspapier, und das
Metallgeld ein Rohstoff der nebensächlichsten aller Industrien.
Abschnitt 3.5. der NWO, PDF-Ausgabe, S. 118 f.
In dem kurzen von Taghizadegan zitierten Absatz „Kein Gold der Welt…“
• verschleiert oder verkennt dieser das Konzept Gesells
• zeigt er Entrüstung über Tatsachen und gesetzmäßige Zusammenhänge, die im
besonderen Fall seit mehreren hundert Jahren bekannt sind (Gresham-Gesetz)
• trennt nicht zwischen Instrumenten (beabsichtigten) und Beispielen
(unbeabsichtigten Wirkungen)
• setzt Behauptungen und Argumente gleich
• verwechselt Feststellungen mit Werturteilen
• kriegt die zeitlichen Zusammenhänge von Aussagen nicht geregelt
• zieht konsequent falsche, unlogische Schlüsse und
• bebildert dieses gesammelte Unvermögen „großzügig“ (Dachschaden).
Wer sich wegen gegensätzlicher Präferenzen dem Freigeldthema nicht ernsthaft, sondern nur
ideologisch verklärt zuwenden kann, wem Befindlichkeiten die Wahrheitsfindung erschweren, der
kann sich kaum anders verhalten, möchte man (beinahe) zu seiner Entschuldigung anführen…
Jens Frank Kasten (jfk) - 34 - CTS Freiheitswerk, 2011