Page 30 - Replik zur Kritik der Freiwirtschaft
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Replik zur „Kritik an der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell“ durch Rahim Taghizadegan vom Wiener „Institut für Wertewirtschaft“


               Dem Leser der NWO ist zu diesem Zeitpunkt längst klar, dass es nicht um ein Entweder-oder
               in dieser Frage geht! Freigeld ist der erste  gedankliche Anker, mit dessen Hilfe  sich das
               bisherige Geld überhaupt theoretisch erschließen lässt. Mit dem  Geld als Phänomen
               gedanklich spazieren zu gehen, ist ein Luxus, den sich nur der Freigeldkenner überhaupt
               leisten kann! Alle Theorien über Geld, die den übergeordneten Gesichtspunkt, die korrekte
               Perspektive nicht einnehmen können, verrennen sich über kurz oder lang in Widersprüchen,
               Ungereimtheiten und Verwirrungen.  Freigeld  ist das Fernrohr, das  in einem  ungeordnet
               erscheinenden Haufen von Punkten am Geldhorizont einen Kosmos erkennen lässt. Wer sich
               dieses Fernrohres nicht bedienen will, der sieht alles Mögliche, nur nicht das Wesentliche.
               Und die Abwägung zwischen Gold- und Papiergeld ist nun mal eine Frage, die zwar schon
               vor hundert Jahren die Gemüter bewegte, deren Beantwortung jedoch Tatsachen schuf, die
               eine Rückkehr zum Gold heute noch mehr als damals ausschließen.
               Dabei ist die Willkür der Herrschenden im Hinblick auf die Geldvermehrung ein Faktor, der
               weder vor  Metallgeldsystemen noch vor dem  Papiergeld  halt macht. Diese Willkür bezieht
               ihre Dynamik gerade daraus, dass dem (traditionellen) Geld – egal ob aus Papier oder Gold
               gefertigt – bestimmte Eigenschaften fehlen. Eigenschaften, die eine willkürliche
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               Vermehrung  weder teilweise noch temporär sinnvoll erscheinen lassen. Und über diese
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               Zitieren wir noch einmal Silvio Gesell:
               Und wie war es in Schottland, England, Österreich, Russland, Spanien, Italien, in den USA, in
               Südamerika, in Indien? In all diesen Ländern ist das Metall (Gold und Silber) unzählige mal,
               so oft  es die Machthaber (Selbstherrscher und Volksvertretungen) so  haben wollten, vom
               Papiergeld verdrängt worden. Das Metall hat niemals dem Papier widerstehen können. Vor
               Pfuschern und Schwindlern hat das Geld in dem Goldgehalt nie mehr Schutz gefunden, als
               das deutsche Geld Schutz in dem Silbergehalt der Taler gefunden hat.
               Abschnitt 3.5. der NWO, PDF-Ausgabe, S. 115

               Hier ist nicht die Rede von Ideen, die in höchstem Maße absurd sind, sondern von
               Ereignissen, die überprüfbar sind: Z.B. die „Entmünzung“ des Silbers in Deutschland, 1873.
               Und am Beginn des Kapitels 3.5. „Die Sicherheit und Deckung des Papiergeldes“ wird zudem
               auch klar, warum Gold im Falle eines Entzuges des Geldmonopols im Preise fallen würde.

               Statt empört – wie Herr Taghizadegan – auszurufen
               Gesell wirft doch tatsächlich der Goldwährung den Wertverlust vor, der eintrat, als sie
               aufgegeben wurde

               nimmt Gesell in diesem Abschnitt Ereignisse vorweg, die erst später eintreten sollen.
               Genauso könnte man morgen der heutigen Tageszeitung Neuigkeitsverlust „vorwerfen“. Man
               kann diesen erst noch einzutretenden Fall niemandem „vorwerfen“, kann ihn aber aufrechten
               Hauptes und klaren Blickes voraussagen!

               Gesell leitet für den (aus seiner  damaligen Sicht noch) theoretischen Fall des
               Geldmonopolentzuges für Gold eine darauffolgende Preisminderung für den Rohstoff Gold
               ab. Das wäre eine den inhaltlichen Tatsachen  und zeitlichen Reihenfolgen entsprechende
               Formulierung.


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                   Wenn ein entsprechendes Wachstum an Warenproduktion  den  berechtigten  Anstoß liefert,  bzw. die
               Vermehrung der Geldmenge ökonomisch legitimiert, sprechen wir nicht mehr von „willkürlicher Vermehrung“!

               Jens Frank Kasten (jfk)                     - 30 -                        CTS Freiheitswerk, 2011
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