Page 104 - Gespräche mit Gott über Geld
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im Umlauf ist können unsere Währungshüter nämlich nur theoretisch
           weiteres Geld in den Kreislauf geben – praktisch jedoch nicht! Denn sie
           wissen, dass sie dieses Geld nicht ohne Probleme wieder „aus dem
           Verkehr ziehen“ können und dass sie deshalb mit jedem Schein, den sie
           ausgeben, das Inflationspotenzial erhöhen. Angesichts der Milliarden,
           die   die  Regierung   in  Deutschland   im  Jahr   2009  durch  zusätzliche
           Schulden in den Kreislauf gepumpt hat, fragte ein Minister daher auch
           sehr richtig: „Wie bekommen wir die Zahnpasta wieder in die Tube?
           Wie kann es der Notenbank gelingen, diese Liquidität wieder aus dem
           Markt zu  nehmen?“   Die Antwort  lautet: Gar nicht! Da jedoch ein
           großer Teil des „frischen Geldes“ in kürzester Zeit in die Spekulation
           und Hortung wandert, wird die Inflation zunächst auf die Zukunft
           vertagt. Doch nicht nur der Volksmund weiß: Aufgeschoben ist nicht
           aufgehoben!

            Da  unsere  Währungshüter  also  nicht  dafür  sorgen  können,   dass
           tatsächlich ausreichend Geld in der Wirtschaft kreist, müssen wir eben
           die   Produktion  der   Geldmenge  anpassen.  Dies   bedeutet,  dass
           Produktion zurückgefahren wird, Aufträge storniert und Projekte in die
           Zukunft   verschoben   werden.  Bänder  still  stehen,   Zwangsurlaub,
           Kurzarbeit, noch mehr Arbeitslosigkeit und so weiter und so fort. Eine
           ganz böse Geschichte, die, wenn sie Fahrt aufnimmt, nicht zu stoppen
           ist und zu immer mehr Insolvenzen und Verelendung führt. Das Ganze
           ist so irre, weil wir doch nur Einfluss auf die Relation „Geld-Ware“
           nehmen müssten. Statt die Wirtschaftsleistung dem Geld anzupassen,
           müssten wir nur die Geldmenge der Wirtschaftsleistung anpassen. Eine
           Anpassung der Wirtschaftsleistung an die Menge bedruckter Papier-
           und  Baumwollzettel  ist  vergleichbar   mit  dem  alten   aristotelischen
           Weltbild, nachdem die Erde eine Scheibe war und die Sonne über
           dieser Scheibe ihre Bahn zog. Richtig ist, dass es die Erde ist, die um die
           Sonne   kreist.  In  diesem   Sinne  brauchen  wir   eine  „kopernikanische
           Währung“, bei der das Geld um die Waren kreist und nicht die Waren
           um das Geld.



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