Page 46 - Gespräche mit Gott über Geld
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beginnt dann, euch gegenseitig das Wasser abzugraben. In manchen
Gegenden wortwörtlich.
Normalerweise verweisen wir das Thema Absatz und Verkauf in
spezielle Abteilungen. Der Arbeiter am Band hat damit nichts zu
schaffen und versteht auch nichts davon. Es ist nicht sein Problem. Und
schon gar nicht ist es das Problem eines Verwaltungsangestellten.
DOCH, es ist sein Problem, denn Absatzschwierigkeiten entledigen
früher oder später auch ihn seiner Arbeit. Seine Arbeit, seine Dienste
sind dann nicht mehr gefragt: Keiner fragt sie nach, keiner kauft sie ein.
Für manche Menschen – speziell in Ländern, in denen es so etwas wie
ein „soziales Netz“ noch gibt – beginnt das „Leben auf der Couch“
schon nach wenigen Berufsjahren, bei manchen gleich nach dem Ende
der Schulzeit. Produzenten werden dort unvergleichlich schlecht behan-
delt. Ihr Ruf ist dahin und es wird Zeit, dass ihr diesen Ruf rehabilitiert
und eine neue Perspektive einnehmt.
Das Schwierige an dieser Situation ist, dass wir zwar alle darauf
angewiesen sind, dass unsere Arbeit nachgefragt wird – doch gleich-
zeitig scheint „Solidarität“ nicht gerade das herausragende Charakter-
istikum der Produzenten.
DIES ist schon seit alters her euer Problem: Auch Callistus, dem
Hauslehrersklaven im Hause Cicero, wäre es im Traum nicht eingefallen,
sich dem Tross seines „Leidensgenossen“ Spartakus anzuschließen.
Schon damals waren die Lebens- und Einkommenssituationen der
Sklaven so unterschiedlich, dass eine Solidarisierung zwischen den
verschiedenen Gruppen, ein gemeinsames Erkennen der „Ursachen für
Sklaverei“, unmöglich war.
Auch heute käme ja nie jemand auf die Idee, dass den angestellten
Top-Manager bei Daimler Chrysler die gleichen Probleme drücken wie
den einfachen Arbeiter am Band: Beide sind absolut und vollständig
darauf angewiesen, dass ihre Arbeit, ihr Können, ihre Fertigkeiten
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