Page 13 - Replik zur Kritik der Freiwirtschaft
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Replik zur „Kritik an der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell“ durch Rahim Taghizadegan vom Wiener „Institut für Wertewirtschaft“
Das volle Verständnis für den Freihandelsbegriff ergibt sich erst aus dem Verständnis seiner
voraussetzenden Umstände. Einer davon ist die „Rekommunalisierung von Grund und
Boden“, die Bodenverstaatlichung. Da Taghizadegan jedoch gern zuerst die Ideologie eines
Mannes „beurteilt“ hätte, anstatt sich dessen zentralen ökonomischen Ideen zuzuwenden, in
denen sich die Ideologie doch zeigen wird, muss der Leser diesen Brocken schlucken.
Von dieser wurzelechten, weil wirtschaftlich begründeten Freiheit, die uns die
Bodenverstaatlichung bringt, dürfen wir daher mit Recht alle die Früchte edlerer Gesittung
erwarten, die wir bisher umsonst einzuheimsen hofften. Muss der politische Friede im Innern
nicht auch nach außen sich bemerkbar machen, wie die Zufriedenheit im inneren Menschen
sich in seinen Gesichtszügen widerspiegelt?
Der herrische, gemeine, rohe Ton, der sich als natürliche Frucht der gemeinen Gesinnung,
die die Grundrente großzieht, in den politischen Verhandlungen einbürgerte, musste auch
unsere auswärtige Politik beeinflussen. Wir sind durch den ewigen Widerstreit der
Interessen, den das Privatgrundeigentum mit sich bringt, gewöhnt worden, in jedem
Nachbarn, in jedem Nachbarvolk nur Feinde zu sehen, die uns Böses wollen und gegen die
wir uns wappnen müssen, wenn es nicht angeht, augenblicklich über sie herzufallen und sie
zu erschlagen. Denn nicht als Menschen und Brüder stehen sich die Völker gegenüber,
sondern als Grundeigentümer.
Schafft man hüben und drüben das Eigentum am Boden ab, so wird damit der Zankapfel
beseitigt. Es bleiben dann an Stelle der Grundrentner nur Menschen, die vom gegenseitigen
Verkehr nur Befruchtung ihrer Berufstätigkeit, ihrer Religion, ihrer Kunst, Gesittung,
Gesetzgebung, niemals aber Schaden erwarten können. Nach der Bodenverstaatlichung wird
niemand mehr durch die Höhe der Grundrente berührt, und wenn das in allen
Nachbarländern der Fall ist, wer würde sich dann noch um Grenzzölle kümmern, die den
Verkehr der Völker verpesten, Zwietracht stiften, zu Abwehrmaßnahmen führen und alle
Beziehungen so verwirren, dass sich die Völker nicht anders als durch Pulver und Blei wieder
Luft machen können (1911!!! – jfk)?
Mit der Bodenverstaatlichung und noch mehr durch die im 4. Teil dieses Buches
dargestellte Freigeld-Einführung bürgert sich der Freihandel von selbst ein.
Lassen wir den vollen Freihandel nur einige Jahrzehnte sich frei entwickeln und entfalten,
und wir werden bald sehen, wie innig das Wohl der Völker mit der Förderung und
Aufrechterhaltung dieses Handels verknüpft ist, mit welcher Liebe gute Beziehungen zu den
Nachbarvölkern vom ganzen Volke gepflegt werden, wie die Familien hüben und drüben
durch Bande der Blutsverwandtschaft fest aneinander gekettet werden, wie die Freundschaft
zwischen Künstlern, Gelehrten, Arbeitern, Kaufleuten, Geistlichen alle Völker der Welt zu
einer einzigen, großen Gesellschaft verketten wird, zu einem Völkerbund, den die Zeit und
die Einzelbestrebungen immer nur inniger und fester schnüren, bis zum Verschmelzen der
Teile zusammenschweißen können.
NWO; PDF; 2.4; S. 75; letzter Absatz ff.
Freihandel fällt wie eine reife Frucht vom Baum, wenn Freiland und Freigeld den Boden für
ihn bereiten. Von einer „redlichen Absicht“ kann in der Folge beim Kritiker nicht mehr
ausgegangen werden. Er verwendet Begriffe, die er nicht erklärt, und damit auch von ihren
Voraussetzungen trennt. Diese Vorgehensweise ist generell hervorragend dazu geeignet, das
Verständnis jedes Textes zu erschweren bzw. unmöglich zu machen.
Jens Frank Kasten (jfk) - 13 - CTS Freiheitswerk, 2011