Page 19 - Replik zur Kritik der Freiwirtschaft
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Replik zur „Kritik an der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell“ durch Rahim Taghizadegan vom Wiener „Institut für Wertewirtschaft“




                                           Kapitel 2: Geldtheorie




               Den Abschnitt zu Gesells Geldtheorie beginnt Rahim Taghizadegan sofort mit einer halben
               Wahrheit. Doch wie wir wissen, ist eine halbe Wahrheit auch eine ganze Lüge!

               Gesell ist der Theoretiker des Freigeldes. So unklar dem Leser der Begriff an dieser Stelle
               vielleicht sein mag, so genügt es vorerst, zu wissen, dass sich das Freigeld vom Papiergeld
               stärker unterscheidet  als das  Gold vom Papiergeld –  obwohl  Freigeld auch aus Papier
               gemacht sein kann! Dennoch wird Taghizadegan gleich zu Beginn seiner „Kritik der
               Gesellschen Geldtheorie“, Gesell  als  den Papiergeldtheoretiker schlechthin darzustellen
               versuchen.
               Der Grund für diese Finte Taghizadegans? Er hält es an dieser Stelle noch für sinnvoll, sich
               nicht als Hardliner der Goldgeldfraktion zu präsentieren und lenkt lieber die Aufmerksamkeit
               auf das aus seiner Sicht „schlechte Beispiel“. Die Leser seiner Kritik dürften  trotzdem
               Taghizadegans (un)heimliche Leidenschaft für das Gold erkennen und dessen Argumente für
               das Gold als Geld vermissen, ebenso wie eine überschaubare Liste von Merkmalen, die Gold
               vor anderen Waren  oder anderen Materialien  als Geld auszeichnet. Stattdessen pöbelt
               Taghizadegan ohne Belege über die Ideen von Gesell, wahllos Textstellen auswählend oder
               vortäuschend. Auf  den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen kommt  es ihm nicht an. Die
               Aussagen werden zu einem Brei von Halb- und Unwahrheiten zusammengematscht.
               Doch wie viel „inkonsistenten Quark“ darf man von sich geben, bevor die Empfänger einer
               Botschaft entscheiden, dass die Quelle der Information kein Vertrauen mehr verdient?

               Gesell als Theoretiker des Papiergelds
               Die Welt, in der Gesell schreibt, hat wenig  mit der Welt von heute gemein.  Als Geld
               fungieren in deutschen Landen Edelmetallmünzen; auch  die Mark war einst  eine bloße
               Gewichtseinheit. Doch dies bedeutet längst nicht, dass es keine staatlichen Interventionen im
               Geldwesen gäbe. Die Münzprägung ist bereits monopolisiert, phasenweise bereichert sich der
               Staat durch Münzverschlechterung. Besonders  schwerwiegende Interventionen richten sich
               gegen das Silbergeld, das aufgrund der niedrigeren Kaufkraft das Geld des kleinen Mannes
               ist. Zur besseren staatlichen Kontrollierbarkeit wird  das Geldwesen immer stärker
               zentralisiert, bis hin zur gänzlichen Verdrängung des Silbergeldes. So schwelt im Volke ein
               gewisser Groll gegen das staatliche Goldgeld. Gesells Geldtheorie macht sich diesen Groll zu
               Nutze: Zahlreicher als seine ökonomischen Argumente sind seine Schmähungen des Goldes.
               Als bessere Alternative preist er das Papiergeld. Sehen wir uns seine Argumente näher an:
               1. Güter als Tauschmittel zu nutzen ist ineffizient

               2. Kein Gold der Welt kann die Menschen vor der Einführung von Papiergeld schützen

               3. Warengeld wird beim Tauschen immer teurer
               Was die Welt von heute mit der Welt, in der Gesell schreibt, gemein hat, darüber kann man
               denken wie man will, doch die Gesetze des Geldumlaufs haben sich seit damals nicht
               geändert. Zu Gesells Zeiten gab es keine Kreditkarten aus Plastik, aber es gab bereits das
               allseits bekannte „körperlose“ Buchgeld. Es wurde überwiesen, mit Schecks gezahlt, an der


               Jens Frank Kasten (jfk)                     - 19 -                        CTS Freiheitswerk, 2011
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