Page 23 - Replik zur Kritik der Freiwirtschaft
P. 23

Replik zur „Kritik an der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell“ durch Rahim Taghizadegan vom Wiener „Institut für Wertewirtschaft“


               Gesell wischt hier nichts beiseite, sondern betont den Unterschied der Gesetzmäßigkeiten im
               Umlauf von Platzhaltern, die selbst Waren sind einerseits und Geld im heutigen
               Erfahrungssinne andererseits. Und wer wollte bestreiten, dass die als Tauschmittel benutzten
               Waren schlussendlich für den Verbrauch bestimmt sind und ihr Gebrauch als Geld der Not
               geschuldet war, keine für den Konsum weniger geeigneten Mittel zur Verfügung gehabt zu
               haben? So kann Metall- oder Papiergeld zwar  nicht besser und selbstständiger aber dafür
               wesentlich länger und damit auch weiter umlaufen als das konkrete Rind. Daher konnten mit
               Edelmetallen Probleme des Tausches in vielerlei Hinsicht besser  gelöst werden. Auf
               Teilbarkeit und Haltbarkeit und auf den kaum vorhandenen Nutzen für den Verbrauch kam
               es den Menschen an, sonst wären sie beim Tee, als dem vielleicht leichtesten Tauschmittel
               aller Zeiten, geblieben.
               Heute ist klar, dass die Begrenzbarkeit der  Geldmenge, also die Durchsetzbarkeit  eines
               Währungsmonopols, für den Gang der Wirtschaft von ebenso großer Bedeutung ist wie die
               Möglichkeit, die  Geldmenge einem gesteigerten Warenangebot anzupassen. Allerdings gilt
               dies ebenso für ein stagnierendes oder verringertes Angebot – auch wenn sich diese
               Erkenntnis  noch nicht in gleichem  Maße verbreitet hat. Daraus ergeben sich  Folgerungen
               sowohl für das zu verwendende Material, als auch für das „Handling“ desselben, das man
               auch „Währung“ nennt.
               Damit hätten wir die Merkmale von funktionierenden (Krisen vermeidenden) Geldsystemen
               genannt, ohne deren Vollzähligkeit keine Währung und somit kein Staat zu machen ist.

                                                                                               9
                   1.  Zählbarkeit (Körperlichkeit, auch im Hinblick auf unbare Zahlungsvorgänge )
                   2.  Teilbarkeit
                   3.  Haltbarkeit
                   4.  Mobilität (Informationsdichte des Geldes, 1 Note mit dem Betrag 200 darauf ist
                      leichter als 200 Münzen mit dem Betrag 1)
                   5.  Fehlender unmittelbarer Nutzen (maximale Fehleignung für den Verbrauch,
                      Schutz gegen unkontrollierbare Geldmengenreduzierung durch Verbrauch)
                   6.  Vorrätigkeit des Rohstoffes (Erweiterbarkeit der Geldmenge)
                   7.  Fehlender Wettbewerb (darin enthalten Kopierschutz, Sicherheit)
                   8.  Äquivalenz zur Ware durch Ablaufdatum (Reduzierbarkeit der Geldmenge,
                      Gleichstand zwischen der Marktmotorik der Waren und der des Geldes im Hinblick auf
                      die Durchhaltekosten beider bis zum Verkauf bzw. Gleichstand des Geldes im Hinblick
                      auf die Vertriebsgemeinkosten der Waren)
               Fertig ist das ideale Geld, pardon, die ideale „Währung“. Jene,  die den Wortstamm im
               Namen verdient! Wer  diese notwendigen  Eigenschaften  von Geldstoffen und  die
               Notwendigkeit zur Mengenregulierung verinnerlicht und ihren Nutzen verstanden hat, weiß
               mehr als alle gegenwärtigen Leiter unserer nationalen und internationalen Notenbanken.

               Jede Geldform, jede Währung,  kann anhand dieser  Kriterien bewertet werden. Die
               Eigenschaften der zum Geld drängenden Materialien traten zu verschieden Zeiten und an
               verschiedenen Orten je nach Vorrätigkeit und auch zufällig in den Vordergrund. In einigen

               9
                 Der sogenannte bargeldlose oder Kreditverkehr ist in Wirklichkeit ein unbarer Zahlungsverkehr, bei dem die
               Geldbewegungen aus dem Sichtfeld der Akteure verschwinden, obwohl sie dennoch vorhanden sind. Bei allen
               Überweisungen wird physisches Geld von der Notenbank den  beteiligten Geschäftsbanken ihren täglichen
               Endsalden entsprechend zugeordnet.  Es verändern sich die Guthabenstände der Geschäftsbanken bei der
               ‚physisches Geld für alle Geschäftsbanken’ vorhaltenden Notenbank.

               Jens Frank Kasten (jfk)                     - 23 -                        CTS Freiheitswerk, 2011
   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28