Page 21 - Replik zur Kritik der Freiwirtschaft
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Replik zur „Kritik an der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell“ durch Rahim Taghizadegan vom Wiener „Institut für Wertewirtschaft“
So schwelt im Volke ein gewisser Groll gegen das staatliche Goldgeld. Gesells Geldtheorie
macht sich diesen Groll zu Nutze: Zahlreicher als seine ökonomischen Argumente sind seine
Schmähungen des Goldes.
Taghizadegan lässt Gesell hier „trickreich“ den „Groll“ des kleinen Mannes gegen das Gold
ausnützen. Für die Schmähungen des Goldes liefert Taghizadegan kein einziges Beispiel.
Dafür verschweigt er die Argumente Gesells, die dieser selbst für das Gold ins Feld führte.
Hier ein Beispiel:
Das Gold hat von allen Stoffen dieser Erde die geringste gewerbliche Verwendbarkeit. Unter
allen Metallen ist das Gold das tote Metall. Das aber ist gerade das Eigentümliche am Geld:
weil es sich so mit dem Gold verhält, konnte es besser als irgendein anderer Stoff für
seine Aufgabe als Geld verwendet werden. Weil wir im Golde keine oder keine
nützlichen Eigenschaften entdecken, darum hat es die für die Geldverwendung
durchaus nötige, bestimmte Eigenschaft, allen Menschen gleichgültig zu sein. Je
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verneinenderer Art die stofflichen Eigenschaften des Geldes sind, umso vorzüglicher wird es
seine Aufgaben als Tauschmittel erfüllen können.
Abschnitt 3.18. der NWO, S. 165 in der PDF-Ausgabe
In jenen fernen Zeiten konnte nur ein Naturstoff als Geld in Frage kommen. Die für die
Verfertigung eines Kunstgeldes, des Papiergeldes z. B., nötige Technik sollte ja erst aus der
Arbeitsteilung mit Hilfe des Goldgeldes erstehen. Das Gold war das einzig mögliche Geld
für Menschen, die sich aus der Barbarei mit Hilfe der Arbeitsteilung erheben
wollten.
Abschnitt 3.18. der NWO, S. 166 der PDF-Ausgabe
Von „unmotivierter Ächtung“ des Goldes als Geld also keine Spur! Das 3. Kapitel des Buches
„Die Natürliche Wirtschaftsordnung“ enthält, für jeden nachlesbar, eine Geldtheorie, die die
meisten der hier gefundenen Kommentare von Taghizadegan Lügen straft.
1. Güter als Tauschmittel zu nutzen ist ineffizient
Für Gesell beginnt die Zivilisation an dem Punkte, an dem die Menschen von der autarken
Produktion über den direkten schließlich zum indirekten Tausch übergehen und so die
Arbeitsteilung nützen können. Der indirekte Tausch wird durch ein Tauschmittel ermöglicht:
Geld. Geld ist für Gesell eine menschliche Erfindung, eine rationale Idee, die Fortschritt
bringt. Die tatsächliche Entstehung dieser Institution betrachtet er nicht.
Den Beweis dafür, etwas nicht getan oder nicht betrachtet zu haben, ist in der Regel
schwerer zu erbringen als das Gegenteil. Taghizadegan wälzt die Beweislast für die
Behauptung, die Entstehung der „Institution Geld“ im Rahmen der Notwendigkeiten nicht
betrachtet zu haben, auf Gesell ab. Soll der doch das Gegenteil beweisen!
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Das Gold, so singt das Hohelied, rostet nicht, es riecht nicht, es kratzt nicht, es bricht nicht, es fault nicht, es
schimmelt nicht, es kennt nur ganz wenige chemische Verwandtschaften, es ist nicht hart, es ist nicht weich,
man findet es nicht auf der Straße, überhaupt nur an wenigen Orten, nur zu wenig Geräten ist es brauchbar,
und der Seltenheit wegen, in der es auftritt, ist es nur ganz wenigen Menschen in winzigen Mengen zugänglich.
Kurz, von all den Kräften, die sonst die anderen Stoffe auszeichnen und den Menschen nützlich machen, besitzt
das Gold nur geringe Spuren. Verneinende Eigenschaften sind das Merkmal des Goldes! Und angesichts dieser
Verneinungen leiten wir hier das goldene Zeitalter vom Gold ab, eine Erscheinung von solch gewaltiger
Tragweite?
Jens Frank Kasten (jfk) - 21 - CTS Freiheitswerk, 2011