Page 24 - Replik zur Kritik der Freiwirtschaft
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Replik zur „Kritik an der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell“ durch Rahim Taghizadegan vom Wiener „Institut für Wertewirtschaft“
Regionen dominierte der Wunsch nach Haltbarkeit bei der Geldverwendung (Rinder). In
anderen Regionen oder zu anderen Zeiten der Wunsch nach Teilbarkeit (Salz, Tee,
Muscheln). Haltbarkeit in Verbindung mit Teilbarkeit boten die Edelmetalle. Die Prägung von
Münzen erschwerte die Inflationierung im Falle der unkontrollierten Herstellung von Geld.
Edelmetalle revolutionierten die Geldgeschichte und damit die Produktion. Die
Umständlichkeit, das aus Metall hergestellte Geld als Metall zu „verbrauchen“, statt es weiter
als Geld zu gebrauchen, förderte seine Verwendung außerordentlich und trug zu seiner
allgemeinen Akzeptanz mehr bei als jedes Machtwort der damaligen Herrscher. Als vor
jedem Wettbewerb am besten geschützt stellte sich – nach jahrhundertelangem Gebrauch
von Silbermünzen – das Gold heraus, das wegen seiner Seltenheit nicht künstlich begrenzt
werden musste. Und damit war das Material gefunden, dass als der Vorläufer von Papier als
Geld gilt.
Gold bot neben den Eigenschaften wie Teilbarkeit, Haltbarkeit, und der relativen
„Nutzlosigkeit“, den Stoff anderweitig zu gebrauchen, ein natürlich erscheinendes Monopol:
Die Geldmengenvermehrung war an den Fund neuen Goldes gebunden – und der war eher
selten. So musste irgendwann offenbar werden, dass auch dem Gold wesentliche
Eigenschaften für ein „ideales Geld“ fehlen. Von sechs wesentlichen Merkmalen, die eine
faktische, nicht nur eine „so genannte“ Währung konstituieren, fehlen dem Gold zwei. Gold
ist kein Rohstoff, dessen Menge dem Wachstum der Wirtschaft entsprechend angepasst
werden kann. Die Menge des Goldes, die als Tauschmittel zur Verfügung steht, kann daher
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nicht durch „Zweckmäßigkeitserwägungen“ gesteuert werden .
Dass die relative Unveränderbarkeit der Geldmenge bei Goldwährung vermeintlich falschen
Zwecken nicht dienlich gemacht werden kann, ist kein Argument für die Goldwährung.
Natürlich lässt sich eine Inflation (mittels staatlich sanktionierter Geldfälschung) unter
Goldgeldbedingungen nicht leicht durchführen. Aber dass auch hier gepfuscht wurde, kann
nicht bestritten werden. Davon abgesehen besteht auch im Hinblick auf das Gold als Geld die
wirkliche Wahl auch nur zwischen Pest und Cholera. Wenn nämlich das Gold „sich unsichtbar
macht“, weil die Preise im Niedergang begriffen sind und der Handel streikt (weil bei
allgemein niedergehenden Preisen der Handel nicht mehr lohnt), dann sind alle
Verbesserungen in der Warenproduktion, die zu jenem Überschuss an Waren führten, der
(wegen der in der Relation dazu nun fehlenden Geldmittel) die „allgemeine Preissenkung“
auslöste, wieder der Vernichtung preisgegeben. Genauso wie im umgekehrten Fall eine
Vermehrung der Geldmenge ohne gleichzeitig vermehrte Warenmenge keine
„Wohlstandssteigerung“ anzeigt, sondern nur die Enteignung von Gläubigern und Sparern
durch Preissteigerungen besorgt.
Allgemeine Preisänderungen verstören immer einen Teil der Bevölkerung. Die
Preissteigerungen frustrieren die Sparer und Gläubiger und eine Deflation vernichtet
unweigerlich Produzenten und Schuldner. Von sinkenden Preisen haben immer gerade noch
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Alle je gefundenen Goldmassen finden – laut Wikipedia – Platz in einem gedachten Würfel mit einer
Kantenlänge von 20 Metern. Ein Würfel mit einer Kantenlänge, die 20 m bemisst (20 mal 20 mal 20 sind 8.000),
lässt sich gut auf die 8.000.000.000 Menschen aufteilen, die wir voraussichtlich auf der Erde schon bald sein
werden. 8.000 Kubikmeter sind 8.000.000 Kubikdezimeter oder auch 8.000.000.000 Kubikzentimeter. Ergibt für
jeden einen Kubikzentimeter. Doch wie viel Gold ist seit seiner Entdeckung und Verwendung in Kirchen, in
Schmuckstücken oder „oral“ verbaut worden?
Jens Frank Kasten (jfk) - 24 - CTS Freiheitswerk, 2011