Den folgenden Artikel haben wir im November 2009 geschrieben, als sich Peter Bofinger (Wirtschaftsweiser) zu Wort meldete, um seiner Befürchtung Ausdruck
zu geben, dass vom deutschen Staat nur noch ein „Schmalspur-Staat“ übrig bleiben könnte. Wie sehr er sich mit seinen damaligen Annahmen geirrt hat, muss doch zumindest jetzt angesichts des hochgefahrenen Staates und der inzwischen unverschämten Selbstbedienung unserer Politiker und ihren frechen Diätenerhöhungen zur Aberkennung des Titels "Wirtschaftsweiser" führen.
Lesen wir also, was wir damals dazu schrieben und was heute noch immer stimmt:
Peter Bofinger (Wirtschaftsweiser / Wikipedia) befürchtet, dass vom deutschen Staat nur noch ein „Schmalspur-Staat“ übrigbleibt. Denn – so argumentiert er aktuell (19.11.2009 Anm. d. Red.) – die Steuerpolitik von schwarz-gelb könne man sich mangels Einnahmemasse gar nicht leisten und die für 2016 festgelegte Schuldenbremse werde dazu führen, dass der Staat drastische Einschnitte am eigenen „Staatskörper“ vornehme, so dass eben nur noch ein Schmalspur-Staat übrigbleibe.
Das wäre ja weiter nicht dramatisch und keiner würde etwas vermissen, wenn denn die Wirtschaft funktionieren würde! Doch wir reden nicht von paradiesischen Zuständen, sondern von unseren realen. Und so kann man sich fest darauf verlassen, dass auch die letzten Schmalspurstaat-Vertreter nur eine Aufgabe leisten werden: die Umverteilung durch Zins und Zinseszins bis zum letzen Moment aufrecht zu erhalten.
Peter Bofinger hat als Wirtschaftsweiser am kürzlich vorgelegten Jahresgutachten mitgearbeitet. Ein Gutachten, das so viel ungereimte Ratschläge, Interpretationen und Ansichten enthält, dass man es, wenn man seinem tatsächlichen Wert feststellen möchte, wohl eher wiegen müsste, als es auf verwertbare Inhalte hin durchzulesen.
Nicht, dass unsere derzeitige Regierung Anlass zu der Hoffnung gäbe, man sei dort aufrichtig an Lösungen interessiert. (Das ist heute, 2020, auch keinen Deut besser Anm. d.Red.) Doch die Gedanken und Aussagen von plan- und ratlosen Politikern zu zerpflücken, macht auch noch keinen Plan, Herr Bofinger! Es geht auch nicht mehr darum, „teilweise richtige Dinge“ zu den ökonomischen Vorgängen zu sagen. Oder mehr „teilweise Richtiges“ von sich zu geben als andere.
Wenn in der Wirtschaft das Tauschmittel immer größere Probleme macht, dann kann der Warenaustausch immer nur schwieriger werden. Schwierigkeiten beim Warenaustausch ziehen Schwierigkeiten in der Produktion nach sich. Wer kann schon lange auf Halde produzieren, wenn ihm seine Waren nicht abgenommen werden? Oder wenn der Preisverfall immer drastischer wird und die Produktionskosten trotz angestrengter Sparmaßnahmen nicht mehr eingefahren werden können. Man muss sich heutzutage keine größeren Gedanken um die Warenangebotseite machen. Denn wir verfügen über alles, was Produktion erfordert: Die Infrastruktur, die Leute, die Technik, die Ideen, die Rohstoffe und die Kommunikation.
Die Nachfrage jedoch hat schwere Schlagseite und kommt immer mehr ins Ungleichgewicht zu der angebotenen Warenmenge. Die Nachfrageseite repräsentiert das Geld – und genau um dieses müssen wir uns kümmern und es in die Balance zu den Waren bekommen. Menschen, denen der Titel „Wirtschaftsweiser“ verliehen wurde, sollten sich um die Frage kümmern, wie die Geldmenge so gesteuert werden kann, dass zukünftig weder Inflation noch Deflation auftreten können. Was brauchen die Notenbanken, um die umlaufende Geldmenge gezielt steuern zu können? Sprich, sie jederzeit in einer festen Relation zum Gesamtwarenangebot halten zu können? Was fehlt ihnen heute, um diese Aufgabe erfüllen zu können?
Wenn wir uns darauf einigen könnten, dass dauerhaft stabile Preise das sind, worauf es in einer arbeitsteilig organisierten Welt ankommt, dann wären wir einen großen Schritt weiter. Denn dann wäre nur noch die Beantwortung dieser einen Frage wichtig: „Wie muss unser Tauschmittel gemacht sein, damit es stabile Preise garantieren kann?“ Es ist diese Frage nach einer echten Währung, die dringend beantwortet werden muss, wenn die Menschheit auf Dauer weiter existieren will.
Um Antworten zu bekommen, die weiterhelfen, muss man „nur“ die richtigen Fragen stellen! Um allerdings die richtigen Fragen stellen zu können, muss man wissen, worauf es letztlich ankommt. Wer sich in erster Linie Gedanken um den Staat macht, der zäunt das Pferd von hinten auf. Was die Wirtschaft angeht, so geht es darum, in einem arbeitsteilig hochentwickelten und international vernetzten Prozess all jene Güter und Waren zu produzieren, die 7 Milliarden Menschen ernähren und kleiden. Wenn es in der Wirtschaft um Geld ginge (oder um Politik, oder um Macht), dann könnte man all die unsinnigen Gutachten und Ratschläge verstehen. Tatsächlich geht es jedoch in letzter Konsequenz weder um Geld, noch um Politik oder Macht. Es geht immer nur um die Güter, die der Mensch für sich und die Seinen braucht und will.
Daher kann uns nur eine Wirtschaft absichern, in der das Tauschmittel nicht den Handel und die Produktion stört und ihr Erliegen und ihren Stillstand provoziert. Nur wenn wir auch zukünftig produzieren und das Produzierte austauschen können, haben wir für jedes Alter vorgesorgt. Eine andere Sicherheit gibt es für uns Menschen nicht. Mehr an Sicherheit haben zu wollen, zerstört uns. Ein Tauschmittel, das in absehbarer Zeit nicht versagt, darf eben nicht mehr zugleich als „Wertaufbewahrungsmittel“ missbraucht werden. Denn eine Sache kann nicht gleichzeitig zwei gegensätzliche Zwecke erfüllen.
Unser gegenwärtiges Geld gleicht einer Suppenkelle, die zeitgleich als Sieb konzipiert wurde.
Das kann nicht funktionieren. Entweder der Rubel rollt und alles ist gut, oder er rollt nicht und alles ist elend.
Es kommt uns nicht darauf an, Herrn Bofinger „vorzuführen“. Er ist nur ein Vertreter einer derartigen Reihe von „Experten“, dass keine Webseite ausreicht, um alle ökonomischen Schwächen darzulegen. Es kommt uns darauf an, dass möglichst viele Menschen die Funktion von Geld verstehen und wissen, worauf es in der Wirtschaft wirklich ankommt. Eine Gesellschaft, die in diesen Punkten klar sieht, wird schnell und treffsicher die Lösung für die Probleme anpacken und sich damit auch als erste Volkswirtschaft wirklich erholen. Noch besser ist jedoch aus unserer Sicht, dass diese Volkswirtschaft alle anderen Volkswirtschaften mit und nach sich ziehen wird – und so unserem Planeten den Menschen erhalten wird. Und um das – und nicht weniger – geht es.
Steht noch die Antwort auf die Frage: „Was vom Staate übrig bleibt“ aus. In einer Gesellschaft, die sich für ein umlaufgesichertes Geld entschieden hat, wird es ein Währungsamt geben, das für die Geldmengenkontrolle zuständig ist. Dieses Amt wird seinem Namen alle Ehre machen, obwohl es ein kleines und langweiliges Amt sein wird. Denn es wird nicht mehr viel zu tun sein für eine ordentliche und haltbare Währung, wenn die Unausweichlichkeit von Inflation und Deflation nicht mehr existieren. Dann wird es eine Grund- und Bodenverwaltung geben müssen, die sich um alle Fragen rund um das Bodenwesen kümmert. Vor allen Dingen wird von dort das Füllhorn der eingegangenen Bodenrenten über das Volk ausgeschüttet. Dieser Job ist etwas aufwendiger, dafür aber umso erfreulicher. Zentrale Ressorts werden sich auf jene Größe verschlanken, die Sinn machen. Und überflüssige Ressorts werden über kurz oder lang den Geist aufgeben, weil sich bald kein Beamter mehr finden lassen wird, der nicht lieber in der freien Wirtschaft so richtig gutes Geld verdienen will - statt ewig müde, mit der Kaffeetasse in der Hand, lange, graue Flure von Pause zu Pause zu durchschlürfen.