3 Fragen - 3 Faktoren - 9 Antworten
Ein kleiner Hinweis sei uns zu Beginn erlaubt:
Für Menschen, die sich mit der Thematik unseres Geldsystems noch gar nicht befasst haben, empfehlen wir als anschaulichen Einstieg den Spielfilm über das "Wunder von Wörgl", der HIER betrachtet werden kann. Dieser Versuch, Freigeld einzuführen, war in den Jahren 1932/33 so erfolgreich, dass er von den Behörden schon nach kurzer Zeit verboten wurde!
Auf dem Flyer "Wir steuern auf eine Wirtschaftskrise von nie dagewesenem Ausmaß zu" (Ansicht und Downloadmöglichkeit am Ende dieser Seite), stellen wir einige Fragen, die sich zwar kurz und präzise beantworten lassen , allerdings nicht auf einem Flyer im Format Din A5! Aus diesem Grund liefern wir hier die Antworten auf die Fragen zu den 3 Faktoren:
1. Ein Geld, das zinsfrei funktioniert
Warum erhöht ein Geld ohne Zinsen den Wohlstand und die Lebensqualität für alle?
Stell dir vor, es gibt Kredit (so viel wie du willst) und keiner nimmt Zins.
Nehmen wir an, Geldbesitzer würden – ganz ohne Verbot – das Privileg verlieren, Sondereinnahmen (wie den Zins) zu erzielen bzw. Bedingungen für den Verleih ihrer Vermögen zu stellen. Vermögende, Geldbesitzer, Sparer würden ihre Vermögen / Ersparnisse selbstverständlich und ohne Vorbedingung dem langfristigen Geldverleih und damit dem geregelten Fortgang der Wirtschaft zur Verfügung stellen. Was würde geschehen?
Wenn dies so kommt, hat das so tiefgreifende, positive Folgen, dass man sie sich in der Gesamtheit kaum vorstellen kann. Die Wichtigsten seien hier genannt.
- Verringerte Kapitalkosten, vermehrter Wettbewerb durch erhöhte Unternehmergewinne
- Lohnsteigerungen bis hin zum vollen Arbeitsertrag
- Wegfall von leistungslosen Einkommen (Wesen der Ausbeutung)
- Drastisch gesteigertes Sparpotential bei den Produzenten*
- Gründung von privaten Unternehmungen mit großer Aufmerksamkeit auf Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Soziales, die wirtschaftlich arbeiten können. Heute sind diese Unternehmen nicht rentabel und werden oft unproduktiv und nicht selten mit fragwürdigen Zielen vom Staat, durch das Steueraufkommen der Allgemeinheit finanziert.
- Natürlicher Rückzug des Staates aus dem Wirtschaftsleben: wenn z.B. staatliche Schulen wegen gesteigerter privater Konkurrenz, die nun wirtschaftlich arbeiten kann, weniger nachgefragt werden, kann und wird der Staat sein staatliches Schulangebot weiter zurückfahren.
- Deutlicher Rückgang von Steuern als „bedingungslos geschuldete Abgaben“, also Zwangsabgaben.
- Am wichtigsten: deutlich höherer Lohn bei nahezu Vollbeschäftigung oder weniger Aufwand bei gleichem Lohn.
- Gesellschaftlich verringerter Aufwand für die Befriedigung wirklicher Bedürfnisse.
- Verringerter Aufwand für die Beseitigung der Folgen von Arbeitslosigkeit, Vereinsamung, Isolation bei gleichzeitig verbessertem therapeutischem Angebot (s.5./6.)
- Nachlassender Druck auf zinsentlastende Bereiche wie Rüstung und Militär.
- Lösung vermeintlicher Demographieprobleme (Altersvorsorge)
*Produzenten in unserem Sinne sind alle, die von ihrer Arbeit leben wollen/müssen
Die genaue Herleitung all dieser Vorteile würde an dieser Stelle noch zu viel Raum einnehmen. Auch die Darstellung der jeweiligen Korrelationen zwischen den Folgen, die sich ergeben. Auf jeden Fall ist die Vorstellung: „Stell dir vor, es gibt Kredit (so viel wie du willst) und keiner nimmt Zins“ ein echter Bringer, eine Rakete, die gezündet wird zum Vorteil von allen, die heute durch das ungerechte Geldsystem benachteiligt werden.
Für die Autoren steht außer Frage, dass wir diese Weiterentwicklung unserer Ökonomie, unseres Geldsystems umsetzen müssen und dass sich möglichst viele Menschen Gedanken darüber machen müssen, wie diese Umsetzung geschehen kann. Und wir rufen auf, dass sich die Kräfte sammeln und bündeln, für die es ebenfalls außer Frage steht, dass wir in Zukunft Preisstabilität erreichen müssen, denn sowohl Deflation als auch Inflation ruinieren mehr Menschen als Corona es je könnte.
Wie trocknet zinsfreies Geld die Spekulation an den Finanzmärkten aus?
Unternehmen geben Aktien aus, weil sie sich Kapital für Investitionen beschaffen möchten. Dafür geben sie Anteile aus, was bedeutet, dass sie Teile der Macht über ihr Unternehmen an andere abgeben. Da es in der Freiwirtschaft immer leichter wird, Kredite ohne Kapitalkosten (Zinsen) zu erhalten, verschwinden die Gründe für die Unternehmen, sich Kapital über die Ausgabe von Aktien zu beschaffen. Der Aktienhandel muss dazu nicht verboten werden. Aktien können weiterhin erworben werden, verteuern sich jedoch im Zuge der Angebotsverringerung. Für die Unternehmen bedeutet dies:
Die gleiche Anzahl an Aktien spült jetzt mehr Geld in die Investitionskassen. Dieses Mehr entspricht den verringerten Kosten bei einer direkten Kreditbeschaffung. Wird das Geld direkt über Kredit beschafft bleibt ein Mehr, durch den Wegfall des Kostenfaktors Zins.
Billige Kredite konkurrieren mit teuren Aktien. Besorgen sich Unternehmen Geld über Aktien, so werden diese im Erwerb teurer - und damit unattraktiver für die Käufer.
Dies gilt auch für den Handel mit Derivaten, da weder auf steigende noch auf fallende Preise viel gewettet werden wird. Denn jede Wette braucht einen Gegner. Wenn alle auf das gleiche Ergebnis wetten, verliert das Spiel seinen Reiz. Und wofür noch wetten, wenn die Ergebnisse planbar sind und reale Investitionen die Risiken besser abfedern als Wetten?
Wetten, dass die Preise stabil bleiben, wenn der Umlauf des Geldes so gesichert ist, dass Ersparnisse auch dann ohne Bedingungen, also auch ohne Zinsen für Investitionen bereitstehen?
2. Eine Währung, die stabil gehalten werden kann
Welche Vorteile hat eine Währung ohne Inflation und Deflation für die Menschen?
Inflation und Deflation führen beide zur Enteignung der Bürger. Inflation enteignet die Sparer durch Kaufkraftverlust und neutralisiert (mindert) Lohnerhöhungen. Deflation enteignet einerseits die Produzenten von Waren durch Umsatzverluste und platzende Produzentenkredite, andererseits aber auch die Angestellten durch (Massen-) Arbeitslosigkeit und dadurch platzende Konsum- und Immobilienkredite.
Stabile Preise sorgen für eine krisenfreie Wirtschaft. Es gibt keine relevanten Absatzkrisen, wenn sich die Produzenten auf eine kaufkräftige Nachfrage verlassen können. Das heißt, sie müssen weniger in teure Werbekampagnen stecken oder sich gegen unterschiedliche Preisentwicklungen durch Derivate-Wetten absichern. Der Planungsaufwand wird durch die Sicherheit des Absatzes ebenfalls merklich verringert. Mehr Freizeit oder mehr Lohn werden die Folge sein.
Warum ist eine stabile Währung Voraussetzung für eine funktionierende Markt- und Volkswirtschaft?
Die fortwährenden Preisschwankungen bei instabiler Währung führen immer wieder zu massiven Verwerfungen. Die Schwankungen werden jeweils verstärkt durch Kaufzurückhaltungen bei Preisrückgang ('wenn ich warte bekomme ich die Ware nächste Woche noch günstiger') bzw. durch Spekulationen bei erwarteter Preissteigerung.
Bei fallenden Preisen gehen Betriebe bankrott, weil sie ihre Kosten nicht mehr decken können, weil eine Preis- und Kostenentwicklung über einen Zeitraum, in dem feste Kreditverträge zu erfüllen sind, niemals exakt vorhergesehen werden kann.
Die gewachsenen technischen Möglichkeiten führen unter diesen Umständen, in denen immer wieder auf fallende oder steigende Preise gewettet wird, zu einer Steigerung der organisierten Kriminalität. Konzerne profitieren von diesen Schwankungen. Immer.
Bei Preisverfall kaufen Monopole in Not geratene Unternehmen günstig auf und vergrößern ihre Marktmacht gegenüber den anderen.
Bei steigenden Preisen profitieren die Monopole ebenso , weil sie als Kreditgeber im Hintergrund an den Inflationsaufschlägen verdienen, welche die Kreditnehmer dann zahlen, wenn sie bei Preissteigerungen mit Produktionsausweitung überhaupt dabei sein wollen. Die Preissteigerungen gehen jedoch an die Geldgeber. Also über die Banken an die geldgebenden Monopole. Schwankende Preise stärken die Monopole und internationalen Konzerne immer auf Kosten des Mittelstandes und der abhängig Beschäftigten. Mit diesen Mitteln ausgestattet lassen sie keine Gelegenheit ungenutzt ihre Interessen über die Gesetzgebung in die gleiche Richtung zu vertreten.
Stabile Preise bilden ein Schutzschild für alle Unternehmen, die mit Innovationen und fleißiger Produktion ihr Geld verdienen. Eine stabile Währung verringert die Risiken aller Marktteilnehmer, sodass die großen nicht dazu beitragen können, die „Kleineren zu schlucken“ selbst wenn sie es wollen. Die stabile Währung reduziert die Produktionskosten, sichert die Löhne, die Ersparnisse und über den fairen Wettbewerb auch die gerechte Höhe der Löhne sowie die Qualität und Nachhaltigkeit der Produkte.
3. Grund und Boden, Ressourcen und Wasser gehören der gesamten Bevölkerung eines Landes
Weshalb wird durch eine Bodenreform das Wohnen für alle erschwinglich?
Je mehr Menschen um ein Stück Natur, welches der Menschheit kostenfrei zur Verfügung steht, konkurrieren, umso höher steigt der Preis dafür. Beim Boden führt dies dazu, dass die "Bodenrente" eine Quelle leistungslosen Einkommens wird, sobald es eine Möglichkeit für privaten Bodenbesitz gibt. Deshalb hat sich im Verlauf der Zeit ein Bodenoligopol gebildet (Bodenbesitz in relativ wenigen Händen), welches mit Land und Wohnraum spekuliert.
In der Freiwirtschaft fehlt diese Möglichkeit zur Spekulation, da das Land dem Staat gehört und lediglich verpachtet wird. Wer unter diesen Bedingungen ein Eigenheim bauen oder kaufen möchte, braucht kein Kapital für das Grundstück aufzuwenden und kann das zu errichtende Gebäude zudem mit billigen Krediten bauen/kaufen. Praktisch jeder kann durch billige Kredite ein Mehrfamilienhaus auf gepachteten Grund erbauen. Dadurch steigt die Konkurrenz auf dem Mietmarkt und die Mieten sinken.
Wie kommt der Boden ohne Enteignungen in kommunalen Besitz?
Eine Bodenreform darf niemanden schädigen, da dies ansonsten ein unüberwindbares Hindernis für eine Bodenreform auf demokratischem Wege wäre. Deshalb stellt der Staat durch eine zu schaffende Institution (Bodenverwaltung) den Verkehrswert aller Grundstücke zu einem definierten Zeitpunkt fest.
Ab diesem Moment haben die Kommunen bei Verkauf von Boden ein Vorkaufsrecht, welches sie in der Regel auch nutzen. Für den Verkaufspreis erhalten die Bodeneigentümer Staatsschuldscheine, deren Verzinsung dem jeweils aktuellen Kapitalmarktzins entspricht. Die Finanzierungskosten des Staates sind durch die kontinuierlich fließende Bodenrente (Pacht) gedeckt.
Die Grundstücke gehen an denjenigen, der die höchste Bodennutzungsgebühr (Pacht) bietet, jedoch erhalten die bisherigen Besitzer ein Vorpachtrecht, so dass sie nicht von ihrem Land vertrieben werden können. Der gesamte, durch Kommunen/Staat aufgekaufte Boden ist irgendwann abbezahlt.
Danach fließt jedoch die Pacht weiter und garantiert den Kommunen kontinuierliche Einnahmen, was viele heutige Steuern überflüssig macht.
Wie profitieren Natur und Umwelt davon?
Angemessene und stabile Löhne wirken sich sofort auf die Ausweitung der Produktion und auf die Qualität der Produkte aus. Überschüssiges Geld drängt natürlicherweise in den Kauf hochwertiger Produkte und erzwingt dadurch deren Herstellung.
Dieser Druck wirkt sich positiv auf den sparsamen Einsatz von Ressourcen und damit auf unsere natürlichen Lebensgrundlagen aus. Die zinsbedingte Fehlentwicklung einer „Wegwerfgesellschaft“ wird durch eine „Gesellschaft der Langlebigkeit“ ersetzt.
Warum funktioniert nur die Kombination aller drei Faktoren gemeinsam?
Währungs-, Geld- und Bodenreform gehören zusammen, da isolierte Maßnahmen keinen Erfolg versprechen können, weil
- die isolierte Geldreform eine schädliche Bodenpreissteigerung nach sich ziehen würde
- die isolierte Bodenreform nicht zu den (organischen) Zinssenkungen führen würde, die erforderlich sind, um den gesamten Boden durch den Staat zum vollen Wert zu kaufen
- erst die Währungsreform zu einem stabilen Geldsystem ohne Inflation und Deflation führt und nur dadurch der Zins organisch gegen Null fallen kann
Auch unter einem anderen Aspekt ist eine feste Währung bei der Bodenreform wichtig: Es wäre nicht gerecht, den Grundeigentümern für ihren Boden Staatsanleihen mit schwankender Kaufkraft und damit dem Risiko einer Geldentwertung zuzumuten!
Was hat das alles mit Freiheit zu tun?
Wenn sich die Menschen von der Vorstellung lösen, dass Sie den Besitzenden etwas schulden, weil sie nichts oder deutlich weniger besitzen, dann geben sie sich selbst eine Freiheit, die sie in der Geschichte der Menschheit nie besaßen.
Es gibt einen dritten Weg, der sowohl den globalen, neoliberalen Kapitalismus als auch den staatskapitalistisch organisierten Sozialismus hinter sich lässt.
Die Überwindung der historischen Oligopole von Kapital und Boden sowie eine stabile Währung bedeuten gleichzeitig die innerstaatliche Überwindung der Bedrohung durch den Totalitarismus.
Jeder Staat für sich besitzt die Möglichkeit, den unter der unerhörten Spannung der sozialen Frage erzitternden Boden des Neoliberalismus zu jeder beliebigen Stunde zu verlassen und den Ausweg in die Freiheit, in die allein entscheidende wirtschaftliche Freiheit, zu beschreiten und damit die uralte soziale Frage zu lösen!
Eine Wettbewerbsordnung der vorgeschlagenen Art verwirklicht daher auch das Ideal der Demokratie. Demokratie setzt Gleichberechtigung voraus, die es innerhalb der herkömmlichen monopolistischen Wirtschaft nicht geben kann. Unter der Herrschaft von Vorrechten wird die Demokratie zur Lüge, zu einem Zerrbild.
Keine Verfassung bietet Schutz vor dem drohenden Totalitarismus, wenn sie nicht die wirtschaftliche Freiheit, das uneingeschränkte Recht zur Beteiligung am Wettbewerb, verwirklicht.
Unermesslicher Reichtum und strukturelle Armut werden dann beide der Vergangenheit angehören.
Mit der Lösung der sozialen Frage wird sich das Wesen des Staates und mit ihm auch das der Politik grundlegend ändern. Die Politik wird aufhören, nach außen die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln und nach innen ein Klassenkampf zu sein! Die letzte Politik dieser Art wird mit dem letzten Monopol verschwinden.
Der Flyer (zum Download)